Dalai Lama http://de.dalailama.com/ en-us Sat, 27 Apr 2024 07:22:17 +0000 Sat, 27 Apr 2024 07:22:17 +0000 Unterweisungen für Mongolinnen und Mongolen – zweiter Tag http://de.dalailama.com/news/2024/unterweisungen-für-mongolinnen-und-mongolen-zweiter-tag Fri, 19 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/unterweisungen-für-mongolinnen-und-mongolen-zweiter-tag Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Heute hatten sich die Wolken verzogen, und das Sonnenlicht schien auf den Innenhof, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama zum Tempel ging. Menschen saßen auf beiden Seiten des Weges, um ihn zu begrüßen, mit weißen Seidenschals in den gefalteten Händen.

Sechs mongolische Laienschülerinnen und Laienschüler saßen vor dem Thron Seiner Heiligkeit und rezitierten das Herz-Sutra auf Mongolisch, und viele ihrer Landsleute, die im Tempel saßen, rezitierten es auch.

Seine Heiligkeit wandte sich an die Anwesenden: „Heute haben wir hier tibetische und mongolische Buddhistinnen und Buddhisten sowie Menschen aus anderen Ländern, die daran interessiert sind, die buddhistischen Lehren kennen zu lernen. Für Sie ist es von Interesse, dass der Buddhismus auf der logischen Beweisführung basiert und sowohl für den Frieden des Geistes als auch für den Frieden in der Welt von Bedeutung ist.

Was mich betrifft, so habe ich seit meiner Kindheit darüber nachgedacht, den Erleuchtungsgeist und ein Verständnis der Leerheit zu entwickeln. Ich habe das als hilfreich empfunden und freue mich, das, was ich gelernt habe, mit anderen Menschen zu teilen.

Wir Tibeterinneren und Tibeter hier leben im Exil, weil wir unser Land verloren haben. Aber wo wir sind, ist nicht so wichtig, denn wir stützen uns auf die Nalanda-Tradition, die der große indische Meister Shantarakshita auf Einladung von König Trisong Detsen in Tibet eingeführt hat. Diese Tradition hat sich über ganz Tibet und die Himalaya-Region verbreitet. Die Bedingungen mögen sich ändern, aber wir haben die Gewohnheit, uns gegenseitig warmherzig zu begegnen. Das ist etwas, das es wert ist, bewahrt zu werden.

Tibeterinnen und Tibeter in Tibet wollen weiterhin der von Shantarakshita eingeführten Tradition folgen und schenken mir ihr Vertrauen. Nicht nur in Tibet, sondern auch auf dem chinesischen Festland interessieren sich immer mehr Menschen für den tibetischen Buddhismus und seine Essenz – die Warmherzigkeit. Der tibetische Buddhismus beinhaltet ein gründliches Verständnis der Funktionsweise des Geistes und der Emotionen, was Wissenschaftler interessiert. Andere Menschen wollen mehr über die Schulung des Geistes und den Umgang mit ihren Emotionen erfahren.

Weil ich jeden Tag über den Erleuchtungsgeist und die Leerheit meditiere, habe ich einen ruhigen Geist und schlafe nachts ruhig. Wahrer Frieden ist in unserer inneren Welt zu finden.“

Seine Heiligkeit wies darauf hin, dass die heutigen Unterweisungen insbesondere für Schülerinnen und Schüler aus der Mongolei veranstaltet werden, und er erinnerte daran, dass es seit langem eine besondere Verbundenheit zwischen den tibetischen und den mongolischen Landsleuten gibt. Viele Mongolen wurden in Tibet zu Gelehrten. In seinem eigenen Fall, sagte er, war sein wichtigster Lehrer für Philosophie und Dialektik ein Mongole namens Ngodrup Tsognyi. Er ist nach wie vor sehr dankbar für die Freundlichkeit dieses Lehrers und freut sich, sie bis zu einem gewissen Grad zurückzahlen zu können, indem er andere, insbesondere Mongolinnen und Mongolen, unterrichtet.

Seine Heiligkeit betonte, dass Spiritualität nicht nur eine Frage von Worten ist. Sie erfordert Praxis und die Entwicklung guter innerer Qualitäten. Für buddhistische Mönche und Nonnen reicht es nicht aus, die Roben zu tragen; sie müssen auch studieren, was der Buddha gelehrt hat, und es in sich selbst integrieren.

Seine Heiligkeit sagte: „Meine Dharma-Freunde, es ist gut, sich daran zu erinnern, dass wir dank der Traditionen, die von früheren Meistern weitergegeben wurden, heute studieren und praktizieren können. Die chinesischen Kommunisten haben versucht, den Buddhismus zu zerstören, aber viele andere Menschen in China zeigen ein Interesse am Buddhismus. Wir Tibeterinnen und Tibeter müssen sorgfältig darüber nachdenken, wie wichtig es ist, das, was wir über Buddhas Lehren wissen, mit interessierten Chinesinnen und Chinesen zu teilen.“

Seine Heiligkeit betonte auch die Bedeutung des Erleuchtungsgeistes: „Bodhichitta ist sehr wertvoll. Es bringt Frieden im Geist. Es ist ein kraftvoller Weg, anderen zu dienen. Die beiden Traditionen der Praxis zur Entwicklung von Bodhichitta sind die Methode, die als die Sieben-Punkte-Methode bekannt ist, und die Methode, die in Shantidevas Verhaltensweisen der Bodhisattvas beschrieben wird und als ‚Gleichsetzen und Austauschen von selbst und anderen‘ bekannt ist.

Auf alle fühlenden Wesen Rücksicht zu nehmen und den Geist zu entwickeln, der andere mehr schätzt als sich selbst, ist kraftvoll transformierend. Es bringt Vertrauen und Frieden.“

Er empfahl allen Anwesenden, kurz darüber zu meditieren. Dann wies er darauf hin, dass wir alle einen Geist haben, der sich durch Klarheit und Gewahrsein auszeichnet, und dass es kraftvoll ist, ihn zu nutzen, um anderen zu helfen.

Weiter merkte Seine Heiligkeit an: „Als Menschen wurden wir von unserer Mutter vom ersten Tag unseres Lebens an aufgezogen. Sie hat einen Samen der Güte in uns gepflanzt. Denkt an alle empfindungsfähigen Wesen, insbesondere an die Menschen dieser Welt, und stellt euch vor, dass ihr dieses Gefühl der Güte auf sie alle ausdehnt. Wir können Tempel und Institutionen bauen, um die Lehre zu bewahren, aber letztlich ist es am wichtigsten, den Gedanken zu entwickeln, andere mehr zu schätzen als uns selbst. Auf diese Weise werden wir ein Leben in Harmonie erreichen.

Alle Menschen wünschen sich wie wir, glücklich zu sein. Wir sind alle gleich. Deshalb müssen wir allen gegenüber warmherzig sein. Die Wertschätzung der anderen ist die Quelle aller guten Eigenschaften. Wenn wir nur uns selbst wertschätzen, ist das eine Quelle des Elends. Wir überleben durch die Freundlichkeit der anderen, deshalb sind Freundlichkeit und Herzlichkeit der einfache Schlüssel zum Glück.“

Seine Heiligkeit riet den Anwesenden, über die Unzulänglichkeiten der Selbstliebe und die Vorteile der Liebe zu anderen nachzudenken. Denkt daran, sagte er, wie gut es wäre, wenn alle Menschen glücklich wären. Sich zu wünschen, dass andere glücklich sind, bringt inneren Frieden. Betrachtet andere Wesen als Freunde. Die beste Gabe, die ihr mir geben könntet, sagte er, wäre, den Wunsch zu entwickeln, anderen zu helfen.

Zu den Mongolinnen und Mongolen sprach Seine Heiligkeit mit dem Rat: „Meine mongolischen Dharma-Freunde, bei der Praxis geht es nicht nur um die Gebete, die ihr sprecht, es geht darum, euren Geist zu transformieren und ein gutes Herz zu entwickeln. Das Rezitieren von Mantras ist nicht so effektiv wie die Entwicklung eines guten Herzens. Als ich ein Kind war, sah ich einen Papagei, der ‚Om ma ni pad me hum‘ rezitieren konnte, aber nicht wusste, was es bedeutet. Wir wollen nicht wie dieser Vogel sein. Der wahre Weg, anderen zu helfen, besteht darin, den Erleuchtungsgeist zu erzeugen. Was ihr tun könnt, ist, Avalokiteshvara auf eurem Scheitel zu visualisieren, und während ihr eure Manis rezitiert, seinen Segen zu erbitten, damit ihr ein gutes Herz entwickeln könnt.

Wir Tibeterinnen und Tibeter haben die Angewohnheit, Manis zu rezitieren, wann immer wir können, aber wenn unser Geist dabei auf eifersüchtige Gedanken kommt, dann ist das überhaupt nicht hilfreich.“

Seine Heiligkeit gab die Übertragung der Mantras der drei Langlebens-Gottheiten:

Amitayus — Om amarani jivantaye svaha

Weiße Tara — Om tare tuttare ture mama ayuh punye jnana pushtim kuru svaha

Ushnishavijaya — Om drum svaha om amrita ayu dadai svaha

Darstellungen des Körpers, der Sprache und des Geistes der Erleuchtung in Form einer Statue von Lama Tsongkhapa, eines silbernen Chörten und einer kostbaren Schrift wurden Seiner Heiligkeit vom Lamaiin Gegeen überreicht.

Als ein Dankesmandala dargebracht wurde, richtete Lamaiin Gegeen folgende Bitte an Seine Heiligkeit:

„Die Art der Güte, die dem gläubigen Volk der Mongolei im Allgemeinen und den aufeinanderfolgenden Mitgliedern der Lamaiin-Gegeen-Linie von Euren früheren Inkarnationen und insbesondere von Eurer Heiligkeit selbst, die für uns der Buddha ist, zuteilwurde und die durch die Kraft unserer Gebete zu uns gebracht wurde, ist so groß, dass es schwierig wäre, sie zurückzuzahlen, selbst wenn das gesamte Universum mit den sieben Arten von kostbaren Gegenständen gefüllt und angeboten würde.

Da das Wohlergehen der fühlenden Wesen und der Buddha-Dharma von Eurer Heiligkeit, der Großen Schatzkammer des Mitgefühls, abhängen, und da Ihr für uns, Eure Schülerinnen und Schüler, die wir sonst verlassen wären, unsere tadellose Zuflucht seid, wie die Augen in unseren Brauen und die Herzen in unserer Brust, und da wir in all unseren zukünftigen Leben keine höhere Zuflucht als Euch haben werden, richten wir diese inbrünstige Bitte an Euch:

Möget Ihr uns auch in Zukunft durch Eure unaufhörlichen und aufeinanderfolgenden Emanationen niemals vom Haken Eures Mitgefühls befreien. Dies ist die einzige Bitte, die uns lange im Gedächtnis geblieben ist.

Ihre großen barmherzigen Aktivitäten sind unendlich wie das Wogen der Wellen des Ozeans, und obwohl es schwierig ist, diese Bitte auszusprechen, sprechen wir sie inbrünstig und unbeirrt aus:

So wie ein Stück Stein wie Gold behandelt wird, so habt Ihr uns mit Eurem Mitgefühl überschüttet. Möget Ihr in Euren zukünftigen Inkarnationen weiterhin unsere einzige Zuflucht sein, unser höchstes Feld für die Ansammlung von Verdiensten. Mögen wir niemals von Ihnen getrennt sein, der Sie sich als Mönch manifestieren, der die Roben trägt und die drei Gelübde – Pratimoksha, Bodhisattva und Tantra – aufrechterhält. Möget Ihr, der Allwissende, aus der Sphäre Eurer ursprünglichen Weisheit gütig dafür sorgen, dass wir nicht vom höchsten Avalokiteshvara getrennt werden, sondern von ihm gütig geführt werden.

Von unserer Seite, als Ihre Schülerinnen und Schüler, unter Ihrer unübertroffenen Führung, mit der Unterstützung des Gaden Phodrang, bleiben wir verpflichtet, unsere reine und unerschütterliche Verpflichtung einzuhalten. Wir werden Sie erfreuen, indem wir Ihre Anweisungen gehorsam ausführen. Wir waren bisher aufrichtig, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Wir werden uns mit allen Mitteln bemühen, Ihnen zu folgen und Ihnen zu huldigen.

Mögen Sie lange leben, unerschütterlich, wie ein unzerstörbarer Diamant.“

Seine Heiligkeit lächelte zustimmend, und während die Anwesenden das Mig-tse-ma-Gebet rezitierten, verließ er den Tempel, grüßte die zahlreichen Menschen entlang des Weges und kehrte zu seiner Residenz zurück.

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Hunderte Gottheiten aus Tushita http://de.dalailama.com/news/2024/hunderte-gottheiten-aus-tushita Thu, 18 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/hunderte-gottheiten-aus-tushita Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Der Himmel war bedeckt, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama heute Morgen den Hof des Tsuglagkhang betrat. Ein Mann und eine Frau aus der Mongolei begrüßten Seine Heiligkeit, indem sie ihm Käse und Quark präsentierten. Die beiden vertraten die rund 300 Menschen, die aus der Mongolei gekommen waren, um die Unterweisungen Seiner Heiligkeit zu hören. Seine Heiligkeit nahm etwas von dem Käse und dem Quark und gab im Gegenzug auch den beiden etwas davon.

Während Seine Heiligkeit in dem Gang durch die Mitte des Hofes entlang zum Tempel hinaufging, wandte er sich abwechselnd nach rechts und nach links, um die Anwesenden zu begrüßen, die sich auf beiden Seiten versammelt hatten. Er hielt inne, um in ihre lächelnden Gesichter zu schauen und winkte. Auf seinem Rundgang durch den Tempel unterhielt er sich weiter mit anderen Menschen aus der Menge, die schätzungsweise rund 6.100 Personen aus 72 Ländern umfasste.

Nachdem Seine Heiligkeit auf dem Thron Platz genommen hatte, rezitierte eine Gruppe von Laienschülerinnen und Laienschülern das Herz-Sutra auf Mongolisch. Dann wurden ihm ein Mandala und Darstellungen des Körpers, der Sprache und des Geistes des Buddha dargeboten.

Seine Heiligkeit begann die Unterweisung mit den Worten: „Heute haben wir die Gelegenheit, einen Dharma-Diskurs Dharma zu halten. Lama Tsongkhapa und ich stammen aus der gleichen Region Tibets. Mein Geburtsort liegt in der Nähe von seinem. Wenn ich heute durch die Jahre zurückblicke, dann habe ich versucht, die Dharma-Traditionen zu bewahren, die sich in Tibet entwickelt haben. Ich habe mich für den Schutz der Umwelt, für den Frieden in der Welt und für die interreligiöse Harmonie eingesetzt. Ich kann also sagen, dass jemand, der aus der Nähe von Lama Tsongkhapas Geburtsort stammt, einen Beitrag zum Wohl der Welt geleistet hat.

Als ich als Kind in der Region lebte, aus der auch Tsongkhapa stammt, wurde das Gebiet von einem chinesischen Kriegsherrn namens Ma Bufang regiert. Als ich während der Suche nach der Reinkarnation des 13. Dalai Lama zu ihm gebracht wurde, sah er mein Gesicht an und sagte: ‚Dieser Junge hat etwas Besonderes an sich.‘

Wir alle, die wir hier versammelt sind, sind Schülerinnen und Schüler desselben Buddha. Wir halten die Nalanda-Tradition aufrecht, die vollständige Lehre Buddhas, die wir in Tibet, der Mongolei und den Himalaya-Regionen am Leben erhalten haben. Ich habe Träume gehabt, die eindeutig darauf hinweisen, dass ich eine Inkarnation von König Trisong Detsen bin, und ich habe mein Bestes getan, um die unter seiner Leitung entstandene Tradition zu bewahren. Ich möchte Ihnen allen für das Vertrauen danken, das Sie in mich gesetzt haben.

Der tibetische Buddhismus entstammt den Unterweisungen, die der Große Abt Shantarakshita nach Tibet brachte. Er umfasst auch jene Lehren, die uns von Nagarjuna und Asanga überliefert wurden. Das Verständnis für die Funktionsweise des Geistes und der Emotionen, das in dieser Tradition zu finden ist, ist sowohl wissenschaftlich als auch von praktischem Wert. Dieses Verständnis des Geistes und der Emotionen hat das Potenzial, eine Lösung für viele Probleme der Welt zu bieten.

Ich bin entschlossen, so lange ich lebe, die Bestrebungen der Dharma-Könige von Tibet zu verwirklichen. Wie ich bereits erwähnt habe, habe ich klare Hinweise darauf erhalten, dass mein Bewusstsein demselben Kontinuum angehört wie das von Trisong Detsen. Deshalb bin ich entschlossen, sein Erbe zu bewahren. Und in dieser Zeit spüre ich, dass es für die Weisheit der Nalanda-Tradition eine Gelegenheit gibt, zum Wohl der Menschheit beizutragen.

Heute werde ich den Text Hunderte Gottheiten aus Tushita lesen, eine Praxis des Guru-Yoga. Wie andere religiöse Traditionen, zum Beispiel der Hinduismus und der Christentum, betont auch der Buddhismus der Nalanda-Tradition die Bedeutung der Überlieferungslinien.“

Seine Heiligkeit las die Verse des Textes vor. Im sechsten Vers heißt es:

In diesem Zeitalter des Niedergangs hast du dich um umfangreiches Lernen und
Praktizieren bemüht und durch das Vermeiden der acht weltlichen Belange
deinem Leben mit seinen Freiheiten und Ausstattungen Bedeutung verliehen. Über deine großartigen Taten, o Beschützer, freue ich mich aus tiefstem Herzen.

Seine Heiligkeit erläuterte dazu: „Wir sollten studieren, was der Buddha gelehrt hat, und wenn wir das getan haben, sollten wir die Lehre durch Praxis in uns selbst integrieren, so wie Lama Tsongkhapa es sich gewünscht hätte.

Die Klarheit und Vollständigkeit von Lama Tsongkhapas Analyse ist einzigartig. Seine weitreichenden und umfassenden Erklärungen lassen sich alle unter die Drei Übungen in Ethik, Konzentration und Weisheit subsumieren.“

Seine Heiligkeit rezitierte dann im Anschluss an die acht Verse den Lobvers, der im Tibetischen als Mig-tse-ma bekannt ist, und einen weiteren Vers zum Abschluss:

Avalokiteshvara, großer Schatz des objektlosen Mitgefühls,
Manjushri, Herr der makellosen Erkenntnis,
Vajrapani, Zerstörer all der Heerscharen unheilsamer Kräfte,
Tsongkhapa, Kronjuwel der Gelehrten Tibets — zu deinen Füßen, Lobsang Drakpa, richte ich meine Bitten.
Möge ich dank des siegreichen Tsongkhapa,
der in all meinen Leben als mein spiritueller Lehrer des höchsten Fahrzeugs wirkt,
niemals auch nur einen Augenblick von diesem vortrefflichen Pfad abweichen,
der von den siegreichen Buddhas gepriesen wird.

Seine Heiligkeit führte dann weiter aus: Lama Tsongkhapas Dharma-Beschützer war Damchen Chögyal, und ich habe das Gefühl, dass er auch mir immer zur Seite steht.

Wir halten Buddhas Lehre durch Studium und Praxis am Leben. Heutzutage gibt es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und andere Menschen, deren traditionelle Religion vielleicht nicht der Buddhismus ist, die sich jedoch für die Lehren des Buddha interessieren. Sie schätzen diese Anleitungen, die uns helfen können, unsere Emotionen zu bewältigen.“

Seine Heiligkeit erläuterte, dass wir, wenn wir die Meditation über Lama Tsongkhapa machen, ihn mit einem Schwert visualisieren, das auf einer Lotusblume zu seiner Rechten steht, und einer Schrift, die auf einem Lotus zu seiner Linken liegt. Das Schwert zeigt, wie seine Weisheit Unwissenheit durchschneidet, und die Schrift offenbart die Fülle und Tiefe seines Wissens.

Dann sagte Seine Heiligkeit: „Wir haben unser Land verloren und sind ins Exil gegangen, aber diese Zeit war sinnvoll. Ich fordere euch alle auf, euer Bestes zu tun, um die Lehren zu praktizieren. Tashi Delek!“

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Diskussion mit Gästen aus Harvard http://de.dalailama.com/news/2024/diskussion-mit-gästen-aus-harvard Sun, 07 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/diskussion-mit-gästen-aus-harvard Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Prof. Arthur Brooks begrüßte Seine Heiligkeit den Dalai Lama, als dieser heute Morgen den Tagungsraum betrat. Brooks sagte ihm, dass ihre 11-jährige Freundschaft und Zusammenarbeit sein Leben verändert habe. Er versicherte dem Dalai Lama, dass er und seine Freunde aus Harvard helfen wollten, seine Botschaft zu verbreiten.

„Wir wollen die Menschen ermutigen und sie mit Wissenschaft, Philosophie und Spiritualität zusammenbringen. Dies ist eine Botschaft, die von Herzen kommt und die wir versuchen, dem Rest der Welt zu vermitteln.

Der Buddhismus lehrt, dass es in der Welt Leiden gibt, dass das Leben Leiden ist. Es gibt eine weit verbreitete Unzufriedenheit. Wir sind mit uns selbst, unserem Leben und unserem Besitz unzufrieden. Wenn ich Ihre Heiligkeit um Rat frage, sagen Sie mir: ‚Denk daran, dass du eines von acht Milliarden menschlichen Wesen bist. Wenn du Schmerz empfindest, entwickle Mitgefühl für andere. Wenn du Hass empfindest, zeige Warmherzigkeit. Kümmere dich eher um geistige als um körperliche Dinge.‘

Wir müssen über uns selbst hinauswachsen, um uns selbst zu finden, daher ist es unser Thema, uns auf übergeordnete Dinge, auf andere Menschen, zu konzentrieren.

Heute werden wir über die Beziehung zu anderen Menschen sprechen und morgen werden wir über das Universum sprechen.“

Seine Heiligkeit antwortete: „Eines der wichtigsten Dinge, die ich versuche, den Menschen zu vermitteln, ist, dass wir alle von einer Mutter geboren wurden und während unserer Kindheit in ihrer Obhut aufgewachsen sind. Daran müssen wir uns erinnern. Wenn wir sehr klein sind, ist die intellektuelle Seite unseres Gehirns noch nicht entwickelt, aber wir sind in der Lage, die Fürsorge zu schätzen, die uns zuteil wurde. Das gilt auch für andere Säugetiere, sogar für aggressive Raubtiere wie Löwen und Tiger.

Wir können sehen, dass Menschen, die in ihrer Kindheit umsorgt wurden, sicher und in Frieden aufwachsen. Diejenigen, die früh von ihren Müttern getrennt wurden, zeigen später im Leben ein Gefühl der Unsicherheit und Unruhe. In meinem eigenen Fall hatte ich eine wirklich liebevolle Mutter.

In der buddhistischen Tradition, und insbesondere in der tibetisch-buddhistischen Tradition, entwickeln wir die Erkenntnis, dass alle fühlenden Wesen zu irgendeinem Zeitpunkt unsere Mutter gewesen sind. Dies ist ein Schritt in unserem Training des universellen Mitgefühls, ein Weg, eine Verbindung mit allen Wesen herzustellen.

Unsere Fähigkeit, andere zu lieben, ist in unserer Erfahrung als Säugling verwurzelt. Viele Menschen wissen die Kraft der Liebe einfach nicht zu schätzen. Sie sind wettbewerbsorientiert in ihrem Streben nach ihren eigenen Interessen, während es tatsächlich effektiver ist, die Freundlichkeit, die wir von anderen erhalten, zu erkennen und zu schätzen.

Wenn man auf diese Weise eine positivere Einstellung entwickelt, wird man feststellen, dass man mit sich selbst mehr im Reinen ist und die Beziehungen zu anderen natürlicher sind.

Wenn ich mich mit meinem Vorgänger vergleiche, fällt es mir leicht, mit anderen in Kontakt zu treten, aber der 13. Dalai Lama war anders. Vielleicht hat das mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen zu tun. Ich habe mein Land verloren, als ich jung war, und als Flüchtling hatte ich mehr Gelegenheit, mit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in Kontakt zu treten – viel weniger formell.

Wichtig ist, die Freundlichkeit, die Liebe und das Mitgefühl zu schätzen, die man erhält.

Fast alle Probleme, die wir Menschen verursachen, sind auf mangelnde Rücksichtnahme gegenüber anderen zurückzuführen.

In der buddhistischen Praxis, Mitgefühl zu entwickeln, bauen wir auf der natürlichen Fähigkeit auf, die wir zu Beginn unseres Lebens von unseren Müttern erhalten haben. Wir stellen eine Verbindung zu anderen her und entwickeln ihnen gegenüber ein Gefühl der Dankbarkeit. Wenn wir an andere im Sinne von ‚es sind alle unsere Mütter‘ denken, gibt es keinen Raum für Ärger oder Hass.“

Prof. Arthur Brooks fragte: „Was tun Sie, wenn Sie feststellen, dass es schwer ist, jemanden zu lieben?“

Seine Heiligkeit antwortete: „Manchmal muss man zuerst einen Sinn für Gleichmut entwickeln und darauf aufbauend Zuneigung und Rücksichtnahme entwickeln.

Als ich den Vorsitzenden Mao Zedong traf, kommentierte er meine wissenschaftliche Einstellung, sagte aber auch, dass es unwichtig sei, Liebe für andere zu entwickeln. Aber wie hätte er glücklich sein können, wenn er kein Vertrauen und keine Zuneigung für seine Mitarbeitenden, die Mitglieder seines inneren Kreises, empfunden hätte? Macht allein genügt nicht, um uns glücklich zu machen. Ich glaube, wenn er heute noch leben würde, würde er seine Meinung ändern. Das Entscheidende in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ist es, eine Verbindung herzustellen.“

Prof. Arthur Brooks fragte: „Was tun Sie, wenn Sie feststellen, dass es schwer ist, jemanden zu lieben?“

Seine Heiligkeit antwortete: „Manchmal muss man zuerst einen Sinn für Gleichmut entwickeln und darauf aufbauend Zuneigung und Rücksichtnahme entwickeln.“

Prof. Arthur Brooks wollte wissen, ob man sich entschließen kann, jemanden zu lieben, wenn man es in Wirklichkeit nicht fühlt.

Seine Heiligkeit antwortete, dass wir unsere Intelligenz einsetzen müssen, um den Wert der Warmherzigkeit gegenüber anderen zu verstehen.

Die kalifornische Psychologin Sonja Lyubomirsky, die erforscht, wie sich Großzügigkeit gegenüber anderen Menschen auf uns auswirkt, fragte, wie wir uns im täglichen Leben auf andere konzentrieren können.

Seine Heiligkeit schlug vor, dass wir, wenn wir Tiere beobachten, sehen können, wie sie einen Gruppenzusammenhalt haben, der von der Fürsorge und Zuneigung abhängt, die zwischen ihnen besteht. Das gilt sogar für Raubtiere, die darauf angewiesen sind, andere Lebewesen zu fressen.

Er fuhr fort: „Unsere Intelligenz verschafft uns Menschen einen Vorteil. Wir können die Macht und den Wert von Verbundenheit und Freundlichkeit verstehen. Als ich ein kleines Kind im Nordosten Tibets war, war die Mehrheit der örtlichen Bevölkerung muslimisch, so dass es soziale Unterschiede zwischen uns gab, aber die Zuneigung innerhalb der Gemeinschaft war stark und wir hatten gute Beziehungen zueinander. Wir Kinder spielten ganz unbefangen miteinander. Wir müssen uns daran erinnern, dass grundlegende Freundlichkeit und Zuneigung Teil der menschlichen Natur sind.“

Ein Schüler namens Tenzin Lodoe fragte, was das Bildungssystem tun könne, um jungen Menschen mit emotionalen und mentalen Problemen zu helfen.

Seine Heiligkeit äußerte sich besorgt darüber, dass sich die moderne Bildung auf die Erfüllung von Eigeninteresse zu konzentrieren scheint, ohne entsprechende Aufmerksamkeit für soziale Beziehungen zu wecken. In Wirklichkeit, so sagte er, komme es in der heutigen Welt darauf an, wie wir uns als Menschen miteinander verbinden. Wir alle wollen in einer friedlicheren Welt leben, aber wenn wir nicht miteinander verbunden sind, gibt es keine Grundlage für Frieden.

Und er sagte weiter: „Wenn ich an die Situation in Tibet denke, wird mir klar, dass wir uns besonders um diejenigen kümmern müssen, die dort solche Schwierigkeiten verursacht haben.

Ich denke über das nach, was wir die vier Unermesslichkeiten nennen:

Mögen alle fühlenden Wesen Glück und die Ursachen für Glück besitzen.
Mögen alle fühlenden Wesen frei sein von Leiden und den Ursachen von Leiden.
Mögen alle fühlenden Wesen niemals von dem Glück getrennt sein, das frei von Leiden ist.
Mögen alle fühlenden Wesen in Gleichmut verweilen, ohne Anhaftung und ohne Abneigung, nicht nah den einen und fern den anderen.

Der Gedanke ‚mögen alle fühlenden Wesen Glück und die Ursachen für Glück besitzen‘ ist sehr kraftvoll. Wenn ich also an das Leid und die Zerstörung denke, die die chinesischen Kommunisten angerichtet haben, wird mir klar, dass ihre Handlungen auf Unwissenheit beruhen. Die tibetische Kultur hingegen ist in Güte, Liebe und Mitgefühl verwurzelt.“

Prof. Arthur Brooks fragte nach Möglichkeiten, wie man anderen die Bedeutung der Liebe vermitteln kann.

Seine Heiligkeit antwortete: „Der wichtigste Punkt ist, zu erkennen, dass je mehr man sich um andere kümmert, desto größer wird das eigene Gefühl des Friedens sein. Es ist ganz klar, dass es dort, wo es weniger Freundlichkeit in der Welt gibt, mehr Probleme gibt. Wenn wir über Liebe, Freundlichkeit und Mitgefühl sprechen, ist das keine religiöse Angelegenheit. Es ist Teil der grundlegenden Realität der Beziehungen zwischen sozialen Lebewesen. Probleme entstehen, wenn wir unfreundlich sind. Deshalb brauchen wir mehr Freundlichkeit in der Welt.

Ihr jungen Leute werdet zu Führungskräften ausgebildet. Es ist wichtig, dass ihr erkennt, dass Liebe und Mitgefühl eine Rolle dabei spielen, wer wir als menschliche Wesen sind. Wir alle wollen glücklich und nicht traurig sein. Dieser Wunsch ist uns allen gemeinsam. Wir überleben, weil wir uns um andere kümmern.

Viele politische Weltanschauungen beruhen auf der Betonung der Unterschiede zwischen ‚uns‘ und ‚ihnen‘. Das steht im Widerspruch zu unserer grundlegenden freundlichen und liebevollen Natur.

Nachdem ich als Flüchtling nach Indien gekommen bin und viel in der Welt herumgekommen bin, habe ich verstanden, dass wir Menschen alle gleich sind – wir teilen eine gemeinsame Erfahrung. Und dies zu erkennen, bringt mir Frieden und Freude. Wenn wir sehen, dass andere Menschen genauso sind wie wir, fallen uns Liebe und Mitgefühl für sie leicht.

„Wenn wir uns auf die religiösen oder politischen Unterschiede zwischen uns konzentrieren, verstärken wir nur unsere Gefühle der Entfremdung und Trennung. Das Entscheidende ist zu sehen, dass wir als Menschen gleich sind.

Prof. Arthur Brooks fasste die Ergebnisse des Vormittags in sechs Lektionen zusammen:

Die erste Lektion war, dass wir vielleicht denken, dass Liebe unser Ziel ist, aber in Wirklichkeit ist sie der Anfang.

Zweitens: Es geht darum, andere zu lieben.

Drittens: Es ist ein leicht zu begehender Fehler, zu vergessen, andere zu lieben, vor allem, wenn der Egoismus wirksam zu sein scheint. Wenn Seine Heiligkeit jedoch sagt: „Mögen alle Wesen glücklich sein“, dann bedeutet das, sich daran zu erinnern, dass sie so freundlich zu uns waren wie unsere Mutter, und dafür dankbar zu sein.

Viertens: Die richtige Reaktion auf die Erkenntnis, dass Menschen aus Unwissenheit Schaden anrichten, ist der Entschluss, ihnen Liebe entgegenzubringen.

Fünftens müssen wir eine authentische Verbindung zu anderen Menschen herstellen, wenn wir wirksame Führungskräfte sein wollen, die über Liebe lehren.

Die sechste Lektion schließlich war, dass das größte Problem in der Welt die Illusion von „wir“ und „sie“ ist, ein Versäumnis zu erkennen, wie sehr wir voneinander abhängig sind.

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Darbringung von Reliquien des Buddha http://de.dalailama.com/news/2024/darbringung-von-reliquien-des-buddha Wed, 03 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/darbringung-von-reliquien-des-buddha Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Ein lang bestehender Wunsch einer Gruppe von Buddhistinnen und Buddhisten aus Sri Lanka unter der Leitung des Höchst Ehrwürdigen Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero, Oberhaupt des Amarapura Sambuddha Sasanodaya Maha Nikaya, und koordiniert von Damenda Porage, Gründungspräsident der Sri Lanka-Tibetischen Buddhistischen Bruderschaft (Sri Lanka-Tibetan Buddhist Brotherhood) in Sri Lanka, wurde heute erfüllt: In Begleitung von Mönchen und Laienanhängern kam der Höchst Ehrwürdige nach Dharamsala, um Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama Reliquien des Buddha zu überreichen.

Mönche, die Blumenblätter streuen, gehen voran, während die Buddha-Reliquien die Auffahrt des tibetischen Haupttempels hinaufgetragen werden, um sie Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama am 4. April 2024 am Tor zu seiner Residenz in Dharamsala, Indien, anzubieten. Foto: Tenzin Choejor

Nach dem Tod Buddhas und der Einäscherung seiner sterblichen Überreste wurden die verbliebenen Reliquien, Fragmente von Knochen und Zähnen, auf acht Königreiche aufgeteilt und Stupas über ihnen in Allakappa, Kapilavastu, Kushinagar, Pava, Rajagriha, Ramagrama, Vaishali und Vethapida errichtet. Bei Ausgrabungen in Piprahwa, das mit Kapilavastu identifiziert wird, wurden Reliquien des Buddha entdeckt, die von Shakyan-Verwandten in Kapilavastu aufbewahrt worden waren. Im Jahr 1898 schenkte ein britischer Beamter, William Peppé, diese Reliquien dem gelehrten Mönch aus Sri Lanka, dem Ehrwürdigen Waskaduwe Sri Subhuthi Mahanayake Thera, der sie nach Sri Lanka brachte.

Der Höchst Ehrwürdige und seine Gruppe kamen heute Morgen auf dem Flughafen von Kangra an und fuhren von dort zur Residenz Seiner Heiligkeit. Am Straßenrand standen zahlreiche Tibeterinnen und Tibeter, viele von ihnen mit Seidentüchern, Blumen und Weihrauch in der Hand, vom unteren Teil der Stadt Dharamsala bis hinauf nach Mcleod Ganj, um ihm ihre Aufwartung zu machen. Eine große Anzahl von Menschen versammelte sich in der Nähe des Tores zu Gangchen Kyishong und der Zentralen Tibetischen Verwaltung sowie unterhalb des Tsuglagkhang, dem Haupttempel der Tibeter. Beide Seiten der Zufahrt zur Residenz Seiner Heiligkeit waren mit buddhistischen und tibetischen Fahnen geschmückt.

Während Künstler des Tibetischen Instituts für Darstellende Kunst (Tibetan Institute of Performing Arts) zur Feier des Tages sangen und tanzten, saß Seine Heiligkeit auf einem Stuhl vor dem Tor zu seiner Residenz, um die Reliquien, den Höchst Ehrwürdigen und seine Gruppe bei ihrer Ankunft zu begrüßen. Die Mönche des Klosters Namgyal spielten zur Begrüßung auf buddhistischen Hörnern, streuten Blumenblätter auf den Weg und hielten einen gelben Seidenschirm über den tragbaren Reliquienschrein. Seine Heiligkeit stand auf, um seine Gäste zu begrüßen und den Reliquien seine erste Ehre zu erweisen. Dann fuhr er mit dem Höchst Ehrwürdigen Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero zu seinem Besprechungszimmer, wo sie und die Delegation zusammensaßen.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama und der Ehrwürdige Dr. Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero fahren am 4. April 2024 mit einem Golfwagen zum Versammlungsraum in seiner Residenz in Dharamsala, HP, Indien. Foto von Tenzin Choejor

Der Ehrwürdige Samdhong Rinpoche, Ling Rinpoche, Kirti Rinpoche und Sikyong Penpa Tsering nahmen an der Versammlung teil.

Der Höchst Ehrwürdigen Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero sagte zu Seiner Heiligkeit: „Wir, die Mitglieder der Mahasangha aus Sri Lanka, schätzen Ihren Dienst an der Welt. Die Welt die liebende Güte zu lehren, ist eine der Errungenschaften Buddhas. Auch Sie tun, was der Buddha getan hat. Wir haben Metta für alle. Warmherzigkeit zu entwickeln ist das, worum es im Dharma geht. Wir sind alle menschliche Wesen, und deshalb lieben wir alle Menschen.

Wir beten für Ihre gute Gesundheit und ein langes Leben und bieten Ihnen diese Reliquien an.“

Seine Heiligkeit berührte ehrfurchtsvoll den tragbaren Reliquienschrein, während die Gruppe aus Sri Lanka glückverheißende Verse rezitierte.

Seine Heiligkeit sprach: „Es scheint, dass seit der Zeit des Buddha das Interesse an seiner Lehre in der ganzen Welt gewachsen ist. Die Nalanda-Tradition nutzt die menschliche Intelligenz. Ich habe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen, die sich für die Lehren Buddhas interessieren, nicht aus Glauben, sondern auf der Grundlage der logischen Beweisführung. Sie haben auch ein echtes Interesse daran, was die Lehre Buddhas über die menschliche Psychologie offenbart.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama trifft sich am 4. April 2024 in seiner Residenz in Dharamsala, Indien, mit der Delegation, die gekommen ist, um die Buddha-Reliquie darzubringen. Foto von Tenzin Choejor

Als ich vor vielen Jahren den Vorsitzenden Mao Zedong traf, lobte er meine wissenschaftliche Denkweise, warnte mich aber, dass Religion Gift sei. Ich glaube, wenn er das Interesse sehen könnte, das Wissenschaftler heute am Buddhismus zeigen, würde er selbst in Erwägung ziehen, Buddhist zu werden. Der Grund dafür ist, dass die Lehre Buddhas einen wissenschaftlichen Ansatz verfolgt.

Ich respektiere alle religiösen Traditionen, aber gerade der Buddhismus arbeitet mit der logischen Beweisführung. Deshalb sind wir in der Lage, uns in Diskussionen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu behaupten. Ich habe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen, die anfangs skeptisch gegenüber der Religion im Allgemeinen waren und schließlich Buddhisten wurden.

Nun, auf einer praktischen Ebene braucht die Welt Frieden, und das ist der Kern der Botschaft Buddhas. Ich bin jedoch bereit, den Buddhismus als solchen nicht zu erwähnen, sondern die säkulare Ethik und die universellen Werte zu betonen, zu denen vor allem das Mitgefühl gehört. Das Wichtigste ist, ein warmes Herz zu haben. Deshalb setze ich mich dafür ein, die Menschen zu ermutigen, liebevolle Güte zu entwickeln. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass ich mich voll und ganz dafür einsetze, die Botschaft Buddhas von einem säkularen Standpunkt aus zu verbreiten. Was meinen Sie dazu?“

Höchst Ehrwürdigen Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero antwortete: „Das ist ein guter Weg, um die Zukunft zu gestalten.

Seine Heiligkeit fuhr fort: „Die Welt braucht Frieden. Unsere Erfahrung von Frieden beginnt, wenn wir geboren werden und uns in der Freundlichkeit und Zuneigung unserer Mutter sonnen. Das ist unsere Einführung in den Frieden des Geistes. Das ist es, was die natürliche Saat des Mitgefühls in uns sät. Gleich zu Beginn unseres Lebens erhalten wir eine klare Lektion in Liebe und Mitgefühl. Die Erfahrung der Liebe und des Mitgefühls unserer Mutter hat einen tiefen Einfluss auf uns alle. Da wir auf diese Weise genährt wurden, ist es wichtig, diese Gefühle lebendig zu halten und unser Leben lang danach zu handeln.

Angehörige der Delegation, die eine Buddha-Reliquie angeboten hat, posieren für ein Foto mit Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama in seiner Residenz in Dharamsala, HP, Indien am 4. April 2024. Foto von Tenzin Choejor

Am Ende des Treffens traten die Gäste nacheinander an Seine Heiligkeit heran, um ihm persönlich Respekt zu erweisen. Daraufhin schenkte Seine Heiligkeit dem ehrwürdigen Dr. Waskaduwe Mahindawansa Maha Nayaka Thero eine Buddha-Statue und ein Dharmachakra zur Aufstellung in seinem Kloster und übergab ihm eine weitere, kleinere Statue für seinen persönlichen Gebrauch. Anschließend schenkte er jedem der anderen Mönche und Laien in der Gruppe eine Buddha-Statue. Es wurden Fotos gemacht, die dieses historische Ereignis festhalten.

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Gebete für ein langes Leben http://de.dalailama.com/news/2024/gebete-für-ein-langes-leben Tue, 02 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/gebete-für-ein-langes-leben Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Die Temperatur war mild, die Sonne schien und ein paar Wolken waren am Himmel zu sehen, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama heute Morgen durch das Tor seiner Residenz schritt. Er war auf dem Weg zu einer Zeremonie im Tsuglagkhang, dem tibetischen Haupttempel, die aus Gebeten für sein langes Leben bestand. Das Ritual wurde von Mitgliedern der Toepa-Vereinigung und der Bevölkerung von Purang durchgeführt, einer Region Tibets, die an den indischen Bundesstaat Uttarakhand und an Nepal grenzt, wo sich der Berg Kailash und der Manasarovar-See befinden.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama wird auf dem Weg zum tibetischen Haupttempel in Dharamsala, Indien, traditionell begrüßt, um an einem Langlebensgebet am 3. April 2024 teilzunehmen. Foto: Ehrw. Tenzin Jamphel

Seiner Heiligkeit wurde das traditionelle Begrüßungsgetränk „Chema Changphu“ angeboten, und er nahm ein wenig davon. Sängerinnen und Sänger sowie und Tänzerinnen und Tänzer in traditionellen Kostümen sangen und tanzten entlang des Weges. Seine Heiligkeit ließ seinen Blick über die Menge schweifen, lächelte und winkte ihnen zu, als er vorbeiging.

Die Zeremonie, die mit der Rezitation eines Lobpreises an den Buddha begann, wurde von Ling Rinpoche geleitet. Neben ihm saßen in der ersten Reihe die beiden Reinkarnationen von Trulshik Rinpoche und zu seiner Rechten der Abt von Sera-me, der Lobpön des Klosters Namgyal und Bodong Rinpoche. Zu seiner Linken befanden sich der Abt von Drepung Loseling und der Abt von Tawang.

Es folgte das Gebet Wolken des Ambrosia-Segens, das von Kyabje Trulshik Rinpoche Ngawang Chökyi Lodrö verfasst wurde und die verschiedenen Leben von Avalokiteshvara in Indien und Tibet anruft, die in der Linie der Dalai Lamas münden.

Das heutige Ritual folgte dem Text Langlebenszeremonie der Weißen Tara des wunscherfüllenden Rades vom großartigen fünften Dalai Lama. Es war der Höhepunkt einer mehrtägigen Vorbereitung, während der die Mönche unter der Leitung von Ling Rinpoche Gebete rezitierten und Mantras wiederholten, um die symbolischen Substanzen zu segnen, die dargebracht werden sollten. Der Text, dem sie folgten, enthält wiederholte Opfergaben und Bitten, dass das „Leben unseres glorreichen heiligen Lamas“ verlängert werden möge.

Während die Gebete gesungen wurden, begannen Vertreterinnen und Vertreter der Toepa-Vereinigung und Menschen aus Purang sich im Hof unten aufzustellen. Sie trugen eine Vielzahl von Opfergaben, darunter mehrere hundert heilige Statuen.

Vertreter der Toepa-Vereinigung und Menschen aus Purang reihen sich während des Langlebensgebets im tibetischen Haupttempel in Dharamsala, HP, Indien, am 3. April 2024 mit Opfergaben für Seine Heiligkeit den Dalai Lama im Hof auf. Foto: Ehrw. Tenzin Jamphel

Im Rahmen der Zeremonie trat Ling Rinpoche vor Seine Heiligkeit und trug eine in Stoff gebundene Armbrust, die er ihm anbot und die Seine Heiligkeit annahm. Als Nächstes wurde Seiner Heiligkeit ein kleiner Vajra überreicht, den er in seinem Gewand in der Nähe seines Herzens platzierte. Daran war ein fünffarbiger Faden gebunden, der an die Lamas verteilt wurde, die die Gebete leiteten, und den jeder von ihnen in der Hand hielt oder in sein Gewand steckte. Diese physische Verbindung symbolisierte die Übertragung der positiven Energie, die die Lamas beim Rezitieren der Langlebigkeitsmantras gesammelt hatten, auf Seine Heiligkeit.

Als nächstes wurde Seiner Heiligkeit ein großer ritueller Kuchen angeboten, von dem er eine kleine Portion nahm und aß. Dann wurde ein Gebet rezitiert, in dem die Schutzgottheiten Tibets angerufen wurden, das Seine Heiligkeit in den 1970er Jahren verfasst hatte. Es folgte eine Mandala-Opfergabe, in der Seine Heiligkeit gebeten wurde, 100 Äonen lang zum Wohle der Lehre und der fühlenden Wesen zu leben.

Ling Rinpoche kam noch einmal zum Thron, machte Niederwerfungen und brachte Seiner Heiligkeit ein Mandala dar. Danach brachte er eine Reihe von Opfergaben dar, beginnend mit einer Statue von Amitayus, einer Schrift und einer Stupa, einer Vase, einem Tablett mit den Symbolen der fünf Buddha-Familien, Nektar für ein langes Leben, Pillen für ein langes Leben, einem Tablett mit den sieben königlichen Emblemen (einem goldenen Rad, einem wunscherfüllenden Juwel, der kostbaren Königin, dem Minister, dem Elefanten, dem Pferd und dem General) und ein weiteres Tablett mit den acht verheißungsvollen Symbolen (dem kostbaren Sonnenschirm, dem weißen Muschelhorn, dem goldenen Fisch, dem ewigen Knoten, der Vase mit dem großen Schatz, dem Siegesbanner, der Lotusblume und dem achtspeichigen Rad) und schließlich die acht glücksverheißenden Substanzen (ein sich nach rechts wickelndes Muschelhorn, Joghurt, Durva-Gras, Zinnoberrot, Bilva-Frucht, ein Spiegel, Giwang (eine Medizin) und weiße Senfsamen).

Ling Rinpoché präsentiert Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama eine Reihe von Opfergaben während des Langlebensgebets im tibetischen Haupttempel in Dharamsala, HP, Indien am 3. April 2024. Foto: Ehrw. Tenzin Jamphel

Währenddessen schien ein Ngagpa, ein tantrischer Yogi, aus dem Publikum in eine spontane orakelhafte Trance zu verfallen. Seine Heiligkeit winkte ihn zu sich und segnete ihn.

Die Prozession der Menschen, die Opfergaben trugen, bewegte sich in zügigem Tempo durch den Tempel bis vor den Thron. Die Lamas, die in der ersten Reihe saßen, und Vertreter der Schirmherren der Zeremonie traten vor, um Seine Heiligkeit zu begrüßen, und erhielten jeweils ein rotes Schutzband.

Es wurde das von seinen beiden Tutoren Kyabje Ling Rinpoche und Kyabje Trijang Rinpoche verfasste Gebet für ein langes Leben Seiner Heiligkeit rezitiert, und auch das Langlebensgebet von Jamyang Khyentse Chökyi Lodro.

Die Zeremonie endete mit dem Gebet für das Erblühen der Lehre sowie dem Gebet der Worte der Wahrheit, die beide von Seiner Heiligkeit verfasst wurden, und Widmungsversen aus dem Samantabhadra-Gebet.

Ein Blick in den tibetischen Haupttempel während des Langlebensgebets für Seine Heiligkeit den Dalai Lama in Dharamsala, Indien, am 3. April 2024. Foto: Ehrw. Tenzin Jamphel

Seine Heiligkeit sprach zum Abschluss einige Worte:

„Diese Zeremonie für ein langes Leben, die mit aufrichtigem Herzen durchgeführt wurde, war von Anfang bis Ende erfolgreich. Ich bete und bin entschlossen, mehr als 100 Jahre zu leben.

Dies ist eine Zeit, in der der Buddhadharma im Niedergang ist, und doch gab es viele Ursachen und Bedingungen, die es mir ermöglichten, der Lehre des Buddha zu dienen. Heute interessieren sich die Menschen an Orten, an denen der Dharma früher nicht verbreitet war, für das, was Buddha über die Funktionsweise des Geistes und der Emotionen zu sagen hatte, insbesondere die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter ihnen.

Unabhängig davon, ob sie religiös sind oder nicht, gibt es eine wachsende Zahl von Menschen, die erkennen, dass wir der Welt Frieden bringen können, wenn wir zuerst den inneren Frieden erreichen. In diesem Zusammenhang ist dies mein Gebet:

Möge ich — tief bewegt vom großen Mitgefühl — in den Gebieten,
wo sich die höchste, kostbare Lehre noch nicht verbreitet hat
oder wo sie sich verbreitete, aber wieder nachgelassen hat,
den Schatz des Glücks und Wohlbefindens deutlich machen.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama spricht zur Gemeinde während des Langlebensgebets im tibetischen Haupttempel in Dharamsala, Indien, am 3. April 2024. Foto: Ehrw. Tenzin Jamphel

Gleichzeitig möchte ich Menschen dazu ermutigen, einen ausgeprägten Sinn für Ethik zu haben, der Menschheit zu dienen und durch das Verstehen der Funktionsweise ihres Geistes und ihrer Emotionen den inneren Frieden zu entwickeln. Die inneren und äußeren Voraussetzungen dafür sind vorhanden, und die Dharma-Beschützer, die die Verantwortung für die Verteidigung und Bewahrung des Dharma übernehmen, helfen mir bei meinen Bestrebungen.

Das ist alles, was ich sagen möchte – danke.“

Seine Heiligkeit stand vom Thron auf, ging aus dem Tempel zum Aufzug und bestieg auf der Ebene des Hofes unten den Golfwagen, der ihn dann nach Hause fuhr. Er lächelte freudig und winkte den vielen Menschen zu, die sich entlang des Weges zusammengedrängt hatten, um ihn sehen zu können.

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Bekundung der Anteilnahme nach dem Erdbeben in Taiwan http://de.dalailama.com/news/2024/bekundung-der-anteilnahme-nach-dem-erdbeben-in-taiwan Tue, 02 Apr 2024 22:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/bekundung-der-anteilnahme-nach-dem-erdbeben-in-taiwan Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat heute an Frau Tsai Ing-wen, Präsidentin von Taiwan, der Republik China, geschrieben, um seine Trauer über den Verlust von Menschenleben und die erhebliche Verwüstung von Eigentum und Infrastruktur zum Ausdruck zu bringen, die heute Morgen bei einem starken Erdbeben vor der Ostküste Taiwans entstanden sind.

Seine Heiligkeit schrieb: "Ich bete für diejenigen, die ihr Leben verloren haben, wie auch für die vielen, die durch diese Naturkatastrophe verletzt wurden. Ich spreche Eurer Exzellenz und den Familien aller von dieser Tragödie Betroffenen mein Beileid aus.

Ich spreche Ihrer Regierung und den betroffenen Behörden meine Anerkennung für Ihre rasche Reaktion aus, mit der Sie versuchen, die Verletzten zu retten und denjenigen, die Hilfe benötigen, zu helfen."

Seine Heiligkeit beendete seinen Brief mit den Worten: „Mit meinen Gebeten.“

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Kondolenz für Swami Smarananda Maharaj http://de.dalailama.com/news/2024/kondolenz-für-swami-smarananda-maharaj Tue, 26 Mar 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/kondolenz-für-swami-smarananda-maharaj Thekchen Chöling, Dharamsala, Indien - Seine Heiligkeit der Dalai Lama schrieb heute Morgen an das Rama Krishna Math und die Ramakrishna Mission, um seine Trauer über das Ableben seines spirituellen älteren Bruders, Swami Smarananda Maharaj, auszudrücken.

Er schrieb: „Ich bete für ihn und möchte den Mitgliedern der Rama Krishna Mission und seinen vielen Anhängern mein Beileid aussprechen.

Es ist wunderbar, dass der verstorbene spirituelle Meister ein sinnerfülltes Leben im hingebungsvollen Dienst zum Wohle anderer geführt hat.

Ich schließe mich den vielen Anhängerinnen und Anhängern sowie Freunden des verstorbenen Swami Ji an, um unserem älteren spirituellen Bruder die Ehre zu erweisen.“

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Mitgefühl in Aktion: Ein Gespräch über Führung - Zweiter Tag http://de.dalailama.com/news/2024/mitgefühl-in-aktion-ein-gespräch-über-führung-zweiter-tag Wed, 20 Mar 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/mitgefühl-in-aktion-ein-gespräch-über-führung-zweiter-tag Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Seine Heiligkeit der Dalai Lama eröffnete den zweiten Tag des Gesprächs über Führung mit einer Gruppe von Dalai Lama Fellows, indem er ihnen sagte: "Es ist eine Freude, heute mit Ihnen zusammenzukommen."

Sona Dimidjian antwortete: "Wir fühlen uns geehrt, wieder in Ihrer Gegenwart zu sein. Wir danken Ihnen für das gestrige Gespräch, das uns zu langen Diskussionen über die Verbundenheit der Menschheit, unsere gemeinsamen menschlichen Werte, die Hingabe an ein Leben im Dienst, den Umgang mit Wut und den Umgang mit denen, die Schaden anrichten, angeregt hat. Es war ein bedeutungsvolles Gespräch. Wir haben gespürt, dass das gestrige Gespräch unsere Herzen geöffnet hat."

Die Stipendiaten stimmten erneut ein Lied an und sangen wie gestern "Öffne mein Herz, lass es überfließen vor Liebe".

Flavia Neves Maia aus Brasilien, Vuyo Henda aus Südafrika und Stephen Ogwena aus Kenia fragten Seine Heiligkeit nach der Rolle von Liebe und Mitgefühl in der Praxis der Führung.

"Früher brauchte man Macht und Gerissenheit, um ein Führer zu werden", antwortete Seine Heiligkeit, "aber diese Zeiten sind vorbei. Heute hängt Führung von Warmherzigkeit ab, von der Rücksichtnahme auf die Öffentlichkeit, insbesondere auf die ärmeren Schichten der Gesellschaft. Heute ist es sehr engstirnig, nur egoistische Ziele zu verfolgen.

"Mit der Ausbreitung der Demokratie auf der ganzen Welt sind die Menschen besser über die Geschehnisse informiert. Früher schenkten sie dem entweder wenig Aufmerksamkeit oder konnten nicht das ganze Bild sehen. Jetzt ist die Öffentlichkeit ernsthaft um das allgemeine Wohlergehen der Gesellschaft besorgt.

"In demokratischen Ländern gibt es eine Regierung des Volkes durch das Volk und nicht nur eine engstirnige, voreingenommene Führung. Das ist viel gesünder. Die Macht liegt nicht mehr nur in wenigen Händen.

"Als Sie gestern über die Verbundenheit der Menschheit sprachen", bemerkte Sona Dimidjian, "wurde ich an Ihre Freundschaft mit Erzbischof Desmond Tutu erinnert."

"Wenn ich von der Menschheit spreche", antwortete Seine Heiligkeit, "denke ich an die Erfahrungen, die wir gemeinsam haben. Wir sind alle von einer Mutter geboren worden. In der Vergangenheit gab es Menschen, die glaubten, dass manche Menschen mystische Kräfte oder Heilfähigkeiten hätten. Jetzt sind wir alle gleich. Es gab Leute, die dachten, der Dalai Lama hätte mystische Kräfte, aber ich bin nur ein Mensch, nicht anders als ihr alle. Wir alle erleben Emotionen, manche positiv, manche negativ.

"Was einen Unterschied macht, ist Bildung, die uns helfen kann, unseren Horizont zu erweitern. Je höher die Position eines Menschen ist, desto engstirniger wird er. Eines der Merkmale von Bildung ist, dass sie den Menschen hilft, eine breitere Perspektive zu gewinnen.

"In meinem eigenen Fall wurde ich in Tibet als Dalai Lama anerkannt und auf einen hohen Thron gesetzt, was eine Distanz zwischen mir und anderen Menschen schuf. Als Flüchtling hatte ich die Möglichkeit, mit allen möglichen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in Kontakt zu kommen. Und das hat mich gelehrt, die Verbundenheit der Menschheit anzuerkennen, dass alle Menschen im Grunde genommen gleich sind.

"Sich selbst als etwas Besonderes zu betrachten, das sich von anderen unterscheidet, ist eine alte Denkweise. In meinem Fall habe ich das Gefühl, dass das Leben als Flüchtling hilfreich gewesen ist. Es hat mich auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht."

Ruchi Varma, die in Delhi arbeitet, und Addi Mavengere in Simbabwe, die beide versuchen, den Unterprivilegierten Bildung zu vermitteln, stellten die nächste Frage.

Seine Heiligkeit warf ein, dass Bildung ein Bereich ist, in dem es eindeutig eine Kluft gibt, die bedeutet, dass arme Menschen einen viel eingeschränkteren Zugang haben. Das Wichtigste sei, dass alle die gleichen Chancen hätten.

Ruchi und Addi fragten, ob wir und andere von kleinen Kindern lernen können, die Verbundenheit der Menschheit zu erkennen.

"In den meisten Gesellschaften", so Seine Heiligkeit, "schauen die Menschen zu den Älteren auf, als ob sie es besser wüssten, und nehmen wenig Rücksicht auf die Erfahrungen der Kinder. Ich glaube jedoch, dass wir von der Beobachtung, wie Kinder denken und wie sie miteinander umgehen, lernen können. Außerdem stärkt ein respektvoller Umgang mit Kindern ihr Selbstvertrauen".

Shubham Sapkot aus den USA, der in Nepal arbeitet, und Tim Huang aus Bhutan wollten wissen, wie Schulen dazu beitragen können, Führungskräfte mit mehr Mitgefühl zu entwickeln.

"Buddhisten beten für das Wohlergehen aller fühlenden Wesen", sagte Seine Heiligkeit. "Das schließt alle Menschen ein. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Erkenntnis, dass alle Menschen gleich sind, ein wesentlicher Bestandteil der Bildung. Eine einfache Überlegung, die dabei helfen kann, ist die Erkenntnis, dass alle Menschen gleich glücklich sein wollen. Wir werden alle im Schoß unserer Mutter geboren und mit ihrer Milch genährt. Das galt natürlich auch für mich, auch wenn ich später als Dalai Lama anerkannt wurde.

"Wenn du dir vor Augen halten kannst, dass alle Menschen gleich sind, wirst du glücklich sein. Sobald man anfängt, sich für etwas Besonderes zu halten, muss man sich bemühen, dieses Bild zu schützen. Wenn ich andere Menschen treffe, denke ich: "Hier ist ein anderes menschliches Wesen, genau wie ich".

"Als ich in Tibet war, trennte mich die Förmlichkeit von den anderen, aber diese Vorstellung, dass jemand den erhabenen Status des Dalai Lama hat, ist ein rein menschliches Konstrukt. Heutzutage bin ich viel glücklicher, wenn ich mit normalen Menschen in Kontakt bin.

"Ob ich mich nun im Potala, dem Winterpalast, oder im Norbulingka, dem Sommerpalast, aufhielt, die Formalitäten waren mit viel Verstellung verbunden. Unter diesem Gesichtspunkt hat mir das Exil in Indien inneren Frieden gebracht. Als Flüchtling habe ich mich freier gefühlt. Die Botschaft, die ich gerne weitergeben möchte, ist, dass wir als Menschen alle gleich sind und dass es viel gesünder ist, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.

Sona Dimidjian wies darauf hin, dass eine der Herausforderungen bei dem Versuch, Kindern grundlegende menschliche Werte zu vermitteln, darin besteht, dass es so wenig Unterstützung für Lehrer gibt. Dasselbe gilt oft auch für die Eltern, die ihren Lebensunterhalt mühsam verdienen müssen. "Wie", fragte sie, "können diese Menschen ihre Motivation unter so schwierigen Umständen aufrechterhalten? Wie kann man seine Motivation angesichts von so viel Leid in der Welt aufrechterhalten?"

"Ein Problem", antwortete Seine Heiligkeit, "ist, dass viele Gesellschaften eine hierarchische Struktur haben. Je mehr die Menschen die Vorstellung verinnerlichen, dass sie genauso sind wie alle anderen, desto selbstbewusster und mutiger werden sie. In Tibet haben wir Lamas hochgehoben und sie als etwas Besonderes behandelt, was nur dazu diente, sie von anderen zu isolieren. Starre hierarchische Strukturen sind nicht mehr zeitgemäß.

"Es ist sehr wichtig, die Idee zu fördern, dass alle Menschen im Grunde gleich sind. Wir brauchen nicht nur Fürsorge und Zuneigung, sondern wir haben auch die Fähigkeit, für andere zu sorgen.

Ian H. Solomon, Dekan der Frank Batten School of Leadership, hielt einige Schlussworte. Er dankte Seiner Heiligkeit für seine Worte und seinen Segen sowie für die Art und Weise, wie sein Büro das Treffen ermöglicht hatte. Er überbrachte Grüße aus Charlottesville und von der Universität von Virginia, wo Seine Heiligkeit viele Freunde hat, wie er sagte. Er wies darauf hin, dass die Universitäten von Virginia und Colorado sowie die Stanford University stolz darauf seien, Gastgeber des Dalai Lama Fellows Leadership Program zu sein.

"Überall auf der Welt brauchen die Menschen dringend Führung, um die Kluft zwischen ihnen zu überwinden. Wir müssen unsere gemeinsame Menschlichkeit durch Zusammenarbeit stärken. Ich danke Ihnen, dass Sie weltweit als Botschafter des Friedens und des Mitgefühls auftreten. Sie geben uns allen ein Beispiel, dem wir folgen sollten. Leadership kann die Gesellschaft verbessern, und jeder kann Leadership zeigen. Einzelpersonen, Gruppen wie die Dalai Lama Fellows, Institutionen und sogar Nationen können Führung ausüben. Wir stehen vor der Wahl, Verantwortung für uns selbst und andere zu übernehmen, um den Wandel in der Welt zu gestalten und Gerechtigkeit zu schaffen.

"Sie waren für uns alle ein Vorbild an Führungsstärke, indem Sie denen, die Hilfe brauchen, warmherzig geholfen haben. Auch die Dalai-Lama-Stipendiaten treffen eine solche Entscheidung, um anderen zu helfen. Bei dem Programm, an dem sie teilnehmen, geht es um Aktion und Dienst, weniger um Wettbewerb und mehr um Mitgefühl, weniger um Engstirnigkeit und mehr um Warmherzigkeit. Das haben wir in den letzten Tagen an ihren Fragen und ihrer Neugierde gesehen.

"Obwohl wir alle glücklich sein und Leiden vermeiden wollen, betrachten wir uns gegenseitig als 'wir' und 'sie'. Dalai-Lama-Stipendiaten können dazu beitragen, diese Kluft auf der Grundlage der Gleichheit aller Menschen zu überbrücken. Ich möchte sie einladen, wieder zu singen."

Die Fellows beendeten die Versammlung mit sanftem Gesang und schunkelten gemeinsam in Harmonie:

Jenseits von Ideen
von Falschheit und Rechtschaffenheit
gibt es ein Feld
Ich werde dich dort treffen.

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Mitgefühl in Aktion: ein Gespräch über Führung http://de.dalailama.com/news/2024/mitgefühl-in-aktion-ein-gespräch-über-führung Tue, 19 Mar 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/mitgefühl-in-aktion-ein-gespräch-über-führung Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Heute Morgen traf sich Seine Heiligkeit der Dalai Lama mit vierzehn jungen Führungskräften, die am Dalai Lama Fellows-Programm teilnehmen, und einer begleitenden Gruppe von geladenen Gästen. Das Dalai Lama Fellows-Programm ist ein einzigartiges einjähriges Führungsprogramm für aufstrebende gesellschaftliche Entscheidungsträger, das kontemplative Arbeit und bewusste persönliche Transformation mit Bemühungen um positive Entwicklung in ihren jeweiligen Gemeinschaften verbinden soll.

Nachdem Seine Heiligkeit im Saal Platz genommen hatte, eröffnete der Kanzler der Universität von Colorado, Philip P. DiStephano, die Veranstaltung. Er teilte Seiner Heiligkeit mit, dass er mit Freunden und Kollegen gekommen sei, um ein Gespräch über mitfühlende Führung zu führen. Er erinnerte Seine Heiligkeit daran, dass die Universität von Colarado ihn 2016 in Boulder beherbergt hatte und dass sie im Oktober 2021 ein weiteres virtuelles Gespräch geführt hatten.

"Es ist eine Freude, mit Ihnen und den Dalai-Lama-Stipendiaten der Universität von Colorado, der Stanford University und der University of Virginia zusammen zu sein", sagte er. "Dies ist eine Gelegenheit, die Führungskräfte von morgen zu formen."

Moderatorin Sona Dimidjian sagte in ihrer Einführung zu Seiner Heiligkeit, dass sein Rat für ihre Arbeit in Psychologie und Neurowissenschaften und für ihre Familie wegweisend gewesen sei.

"Wir bitten Sie erneut um Ihren Rat", sagte sie ihm, "für diese jungen Menschen, die, wenn sie auf die Welt schauen, Wettbewerb und Konflikte, Krieg und Leid sehen. Und wenn sie nach innen schauen, sehen sie Leid, Kummer und Verzweiflung.

"Seit dem Start des Dalai Lama Fellows-Programms im Jahr 2004 haben mehr als 200 Fellows aus 50 Ländern daran teilgenommen. Sie möchten Ihre Unterweisungen in die Tat umsetzen, indem sie den Blick nach innen und nach außen richten, um einen Wandel in der Welt zu bewirken. Ihre Herzen sind offen."

Dimidjian berichtete, dass sie, als sie heute Morgen das Tor zur Residenz Seiner Heiligkeit erreichte, die Gruppe der Dalai-Lama-Stipendiaten beim gemeinsamen Singen vorfand, während sie auf den Einlass warteten. Dies veranlasste sie dazu, noch einmal in den Gesang einzusteigen und zu singen: "Öffne mein Herz, öffne mein Herz, lass es vor Liebe überfließen". Dimidjian fragte Seine Heiligkeit dann, ob er ihnen ein paar Worte dazu sagen könne, wie sie ihr Mitgefühl in die Tat umsetzen könnten.

"Zuerst", antwortete er, "möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich ich bin, hier mit Ihnen zusammenzukommen. Im Grunde sind wir alle von einer Mutter geboren worden und haben von ihr maximale Zuneigung erhalten. Das ist eine natürliche Reaktion, wir sehen, dass andere Tiere das auch tun. Es ist eine Erfahrung, die wir alle gemeinsam machen, und das bedeutet, dass wir im Grunde alle gleich sind. Wir überleben wegen der Freundlichkeit unserer Mutter. Das ist etwas sehr Wichtiges, das wir uns merken sollten.

"Solange wir noch jung sind, bleibt das Gefühl der Zuneigung unserer Mutter in uns lebendig, aber wenn wir erwachsen werden und zur Schule gehen, beginnt es zu schwinden. Wie viel besser wäre es, wenn wir unsere Wertschätzung für ihre Güte bis zu unserem Tod frisch und lebendig halten könnten? Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, dass wir uns bemühen, ein Bewusstsein des Mitgefühls und der Warmherzigkeit zu entwickeln.

"Wohin ich auch gehe und wen ich auch treffe, ich lächle und begrüße jeden herzlich. Auf diese Weise wird jeder mein Freund. Das Wichtigste ist, anderen gegenüber warmherzig zu sein. Ich glaube, dass Warmherzigkeit ein Teil unserer Natur ist. Sie führt zu innerem Frieden und zieht Freunde an. Das wahre Geschenk unserer Mutter an uns ist ihr Lächeln und ihre liebevolle Warmherzigkeit".

Sona Dimidjian erwähnte, dass sie sich darauf freue, sieben Dalai Lama-Stipendiaten vorzustellen, die in Zweiergruppen Fragen an Seine Heiligkeit stellen würden. Die Fellows waren Khang Nguyen aus Vietnam und Damilola Fasoranti aus Nigeria/Ruanda; Mansi Kotak aus Kenia und Serene Singh aus dem Vereinigten Königreich; Brittanie Richardson aus Kenia/USA und Shrutika Silswal aus Indien sowie Anthony Demauro aus den USA. Sie fragten ihn, was sie tun könnten, um die Anerkennung der gemeinsamen und universellen menschlichen Werte zu fördern. Sie baten ihn um Rat, wie sie andere dazu inspirieren könnten, den Dienst am Nächsten und die Fürsorge für andere zu einer Lebenseinstellung zu machen. Sie wollten wissen, wie man als Führungskraft Mitgefühl zeigen kann, wenn man wütend und frustriert ist, und sie fragten, wie man sich gegen Ungerechtigkeit wehren und gleichzeitig Mitgefühl selbst für Unterdrücker aufbringen kann.

"Wenn wir das grundlegende Gefühl der Zuneigung, das wir von unserer Mutter erhalten haben, am Leben erhalten würden", antwortete Seine Heiligkeit, "gäbe es keinen Grund, mit irgendjemandem zu streiten. Anstatt jedoch darüber nachzudenken, was wir mit anderen Menschen gemeinsam haben, neigen wir dazu, uns auf die Unterschiede zwischen uns zu konzentrieren.

"Wo immer ich hingehe, betrachte ich mich als einen anderen Menschen und lächle. Ich halte mich nicht für den Dalai Lama und für etwas Besonderes. Und wann immer ich jemandem begegne, habe ich das Gefühl, dass er genau wie ich ist. Wir haben vielleicht andere Namen und unsere Haut oder Haare haben eine andere Farbe, aber das sind nur sekundäre Unterschiede.

"Ich sehe andere Menschen, die ich treffe, einfach als menschliche Wesen, als Brüder und Schwestern. Ich beschäftige mich nicht mit den Unterschieden zwischen uns, sondern mit den Dingen, die uns gleich sind. Als ich sehr jung war und in Nordosttibet lebte, spielte ich mit den Nachbarskindern. Ich reagierte auf sie wie auf Kinder wie mich. Erst später stellte ich fest, dass viele von ihnen aus muslimischen Familien stammten und dass meine Familie buddhistisch war.

"Das Wesentliche, woran wir uns erinnern müssen, ist, dass wir im Grunde genommen alle die gleichen menschlichen Wesen sind. Manchmal vergessen wir unsere grundlegenden menschlichen Werte, unsere Großzügigkeit und unseren Sinn für Freundlichkeit, weil wir uns von Vorurteilen oder negativer Diskriminierung leiten lassen. Unabhängig von unserer Religion, Kultur oder ethnischen Zugehörigkeit sind wir auf einer grundlegenden Ebene alle gleich, weil wir Menschen sind. Wenn ich zu sehr darüber nachdenke, dass ich "Dalai Lama" bin, unterscheide ich mich von anderen, obwohl es mir viel mehr um unsere gemeinsame Menschlichkeit geht.

"Wie ich bereits gesagt habe, sind kleine Kinder einfach offen und freundlich. Sie machen keinen Unterschied zwischen sich und anderen. Erst wenn sie älter werden, wird ihnen bewusst, wie unterschiedlich wir sind. Und die Gefahr ist, dass dies zu Konflikten führt. Der Weg, dies auszugleichen, besteht darin, darüber nachzudenken, dass wir alle gleich sind. Daran müssen wir uns selbst erinnern. Auf einer grundlegenden Ebene müssen wir die Verbundenheit der Menschheit anerkennen, dass wir in unserem Menschsein alle gleich sind. Unsere Gesichter haben zwei Augen, eine Nase und einen Mund.

"Die Tatsache, dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Nationalität usw. sich fortpflanzen und lebensfähige, fruchtbare und gesunde Kinder zur Welt bringen können, bestätigt, dass wir als Menschen im Grunde gleich sind.

"Wir haben unterschiedliche, sich ergänzende Identitäten, ich bin zum Beispiel Tibeter, ich bin Mönch und ich trage den Namen Dalai Lama, aber das Wichtigste ist, dass ich ein Mensch bin.

"Wir sind soziale Wesen, wir knüpfen Beziehungen zueinander, aber das scheint nicht zu reichen, um zu verhindern, dass wir Konflikte entstehen lassen. Einer der Vorteile der Verinnerlichung des Gefühls der Verbundenheit der Menschheit, der Überzeugung, dass wir als Menschen alle gleich sind, ist jedoch, dass es uns entspannter macht."

Sona Dimidjian dankte Seiner Heiligkeit dafür, dass er die Gruppe willkommen geheißen und seine Weisheit mit ihnen geteilt hat. Sie bat Vijay Khatri, einige abschließende Bemerkungen zu machen.

"Diese Woche war eine Woche der Wandlung", begann er. Wie ein Sprichwort sagt: "Der Geist ist nicht nur ein Gefäß, das gefüllt werden muss, sondern ein Feuer, das entfacht werden muss. Wir haben uns mit Ihnen beschäftigt und von Ihnen über Mitgefühl und Warmherzigkeit gelernt, und wir danken Ihnen für dieses freundliche Geschenk."

"Wie ich bereits erwähnt habe", antwortete Seine Heiligkeit, "spielen wir als Kinder mit anderen Kindern, ohne dass es zwischen uns Vorurteile oder Misstrauen gibt. Diese Art von offener, unparteiischer Haltung müssen wir bewahren. Wir sehen einander in den Kategorien 'wir' und 'sie', und das kann zu Konflikten führen. Deshalb ist es nützlich, uns regelmäßig daran zu erinnern, wie viel wir gemeinsam haben und dass diejenigen, die wir als 'sie' und nicht als 'wir' betrachten, auch Menschen sind."

Sona Dimidjian wünschte Seiner Heiligkeit einen friedlichen und freudigen Tag und sagte ihm, dass die Gruppe sich darauf freue, ihn morgen wiederzusehen.

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Unterweisung zum Tag der Wundertaten http://de.dalailama.com/news/2024/unterweisung-zum-tag-der-wundertaten Fri, 23 Feb 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/unterweisung-zum-tag-der-wundertaten Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Rund 8.000 Menschen hatten sich heute Morgen in dem tibetischen Haupttempel Tsuglagkhang und dem davor liegenden Hof eingefunden: Tibeterinnen und Tibeter, Menschen aus der Himalaya-Region und andere von weiter her. Sie alle hatten sich versammelt, um Seine Heiligkeit den Dalai Lama bei seiner üblichen Ansprache am Tag der Wundertaten, dem Vollmondtag des ersten Monats des tibetischen Neujahrs und dem Höhepunkt des Großen Gebetsfestes, zu hören.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama bei seinem Gang durch den Hof des tibetischen Haupttempels auf dem Weg zu seiner Unterweisung am "Tag der Opfergaben" in Dharamsala, HP, Indien, am 24. Februar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Seine Heiligkeit begab sich vom Tor zu seiner Residenz zum Thron am Kopfende des Hofes, unterhalb des Tempels. Vor ihm gingen Mönche, die das als Gyaling bekannte tibetische Horn spielten, und ein weiterer Mönch schwang einen Behälter mit Räucherwerk. Ein Mönch, der hinter ihm ging, trug einen großen gelben Zeremonienschirm. Links vom Thron, auf dem Seine Heiligkeit Platz nahm, saßen eine Reihe angesehener Mönche und rechts davon Mitglieder der tibetischen Zentralverwaltung. Auf dem Tisch neben ihm stand eine weiße Orchidee in voller Blüte.

Ein Rezitationsmeister leitete das Sprechen des Herz-Sutra. dann folgten Verse zur Ehrerbietung an Buddha, Manjushri, Maitreya und Nagarjuna aus Tsongkhapas Kurzem Stufenweg zur Erleuchtung. Gleichzeitig wurden Tee und süßer Reis gereicht. Die Darbringung eines Mandalas als Bitte, Seine Heiligkeit möge lehren, wurde zunächst von der Ministerin für Erziehung, Tharlam Dolma Changra, vorgetragen, gefolgt von den Äbten der Klöster Gyutö und Namgyal. Danach rezitierten alle Anwesenden gemeinsam den Vers für die Zufluchtnahme und die Erzeugung des Erleuchtungsgeists.

Der Gebetsmeister leitet eine Mandala-Opfergabe während der Unterweisung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama am "Tag der Opfergaben" im Hof des tibetischen Haupttempels in Dharamsala, HP, Indien, am 24. Februar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Seine Heiligkeit begann mit den Worten: „Heute sind wir alle hier zu einer Dharma-Unterweisung versammelt.

Heutzutage interessieren sich immer mehr Menschen für die innere Entwicklung, insbesondere diejenigen, deren Leben auf materialistische Belange ausgerichtet war. Sie sind daran interessiert, ihren Geist zu schulen.

Die theistischen religiösen Traditionen sind gut, aber was den Buddhismus auszeichnet, ist sein gründliches Verständnis der Funktionsweise des Geistes. Das ist es, was das Interesse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weckt. Unser Ansatz, inneren Frieden durch die Schulung des Geistes zu finden, ist sowohl realistisch als auch wissenschaftlich. Dies ist eine Tradition, die in Tibet und den umliegenden Regionen aufrechterhalten wurde.

Ich habe Freunde mit einem starken religiösen Glauben, die ihren inneren Frieden in ihrem Glauben an einen Schöpfergott suchen. Wir glauben jedoch, dass wir unseren Geist einsetzen müssen, ihn trainieren müssen, um inneren Frieden zu finden. Im Westen gibt es Menschen ohne religiöse Bindung, die darauf achten, was Buddha gelehrt hat, um Anhaftung und Ärger zu reduzieren. In der Tat ist das wichtigste Gegenmittel gegen Ärger Mitgefühl.

Der indische Meister Chandrakirti verehrt zu Beginn seines Werkes Eintritt in den mittleren Weg das große Mitgefühl am Anfang des Pfades zur Erleuchtung, in der Mitte und sogar bei dessen Vollendung. Mitgefühl bringt großen Nutzen.

Mitgefühl ist in unserem gewöhnlichen Alltagsleben von entscheidender Bedeutung. Und in der heutigen Welt, in der Menschen zu Gewalt aufrufen und anderen Schaden zufügen, spielt Mitgefühl eine wichtige Vermittlerrolle.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama bei seiner Ansprache im Hof des tibetischen Haupttempels in Dharamsala, Indien, am 24. Februar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Ich mache Mitgefühl zu meiner Hauptpraxis und verbinde es mit dem Verständnis der Leerheit. Dies führt zu geistigem Frieden, einem Geisteszustand, der nicht durch belastende Emotionen gestört wird, der gute Gesundheit bringt und zu einem langen Leben führt.“

Seine Heiligkeit erläuterte, dass Buddhas Lehre, die von der Nalanda-Universität nach Tibet gekommen war, nicht auf Glauben, sondern auf logischer Argumentation beruht. Dazu gehöre auch das Verständnis für die Funktionsweise des Geistes. Er betonte, wie wichtig es ist, die Probleme zu verstehen, die negative Emotionen verursachen können.

Seine Heiligkeit erwähnte, dass Songtsen Gampo, der tibetische religiöse König, sehr entschlossen gewesen sein muss. Obwohl er eine chinesische Prinzessin geheiratet hatte, entschied er sich bei der Auswahl eines Modells für eine tibetische Schrift für das indische Devanagiri-Alphabet. Dann, zur Zeit von König Trisong Detsen, wurde Shantarakshita nach Tibet eingeladen. Er führte das gründliche Studium der Werke von Nalanda-Meistern wie Nagarjuna ein, dessen Schlüssel die Anwendung von logischer Beweisführung ist.

Seine Heiligkeit betonte, dass das Verständnis der Lehre Buddhas umso tiefer wird, je mehr man logische Beweisführung anwendet. Er wiederholte, dass es sehr wirkungsvoll ist, das Gelernte immer und immer wieder zu durchdenken. Die Kombination aus Studium und Analyse, die der Nalanda-Tradition zugrunde liegt, sei einer der größten Schätze der Welt, sagte er.

Er führte weiter aus: „In einer Welt, die vor großen Umwälzungen steht, ist es wichtig zu verstehen, dass Ärger, Stolz und Arroganz geistig störend sind. In vielen Teilen der Welt gibt es Menschen, die anderen Schaden zufügen und sie verletzen. Sie könnten wirklich von den Lehren des Mitgefühls profitieren, die den Kern der Tradition bilden, die wir bewahrt haben. Wir haben diese Tradition am Leben erhalten, indem wir die Lehren in die Praxis umgesetzt haben. Unsere chinesischen Freundinnen und Freunde erkennen an, dass die Tibeterinnen und Tibeter im Grunde gutherzig sind. Die Umstände in der Welt mögen sich ändern, aber der innere Friede bleibt derselbe.

Ein Blick auf die 8000 Menschen, die sich am 24. Februar 2024 im Hof des tibetischen Haupttempels versammelt haben, um den Unterweisungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama in Dharamsala, HP, Indien, beizuwohnen. Foto: Ven Zamling Norbu

Wir sollten versuchen, unser Verhalten und unsere Werte zu vermitteln, wann immer wir können. Wir haben eine Tradition, die zu geistigem Frieden führt, was ein wesentlicher Faktor ist, wenn es Frieden in der Welt geben soll. Es ist wichtig zu erkennen, dass man keinen inneren Frieden hat, wenn man von Wut überwältigt ist, aber wenn man von Liebe und Mitgefühl bewegt wird, dann schon.

Ich habe den Erleuchtungsgeist und ein Verständnis der Leerheit zum Kern meiner Praxis gemacht. Und, wie ich schon sagte, bringt mir das inneren Frieden. Ich fordere euch alle auf, Mitgefühl und Weisheit zu entwickeln und eure eigene Praxis auf Warmherzigkeit zu gründen.

Nun möchte ich euch durch den allumfassenden Yoga-Geist (Sarva Yoga Citta) führen, eine Praxis, die ich jeden Tag ausübe und von der ich glaube, dass sie auch für euch nützlich sein wird. Als menschliche Wesen sind wir alle gleich. Wir alle wollen glücklich und nicht traurig sein. Wir ziehen es vor, gute Nachrichten zu hören und nicht schlechte. Wenn ihr ein gutes Herz habt, werdet ihr beliebt sein, wenn ihr aber stolz und arrogant seid, werden die Leute euch nur ungern loben.

In seinem Werk Eintritt in den mittleren Weg huldigt Chandrakirti gleich zu Beginn dem Mitgefühl, denn es ist nicht nur der Same der Erleuchtung, sondern auch das Wasser und der Boden, der sie wachsen lässt. Ich mache Mitgefühl zu meiner Hauptpraxis, weil es mir geistigen Frieden und robuste Gesundheit bringt. Auch Tiere wissen Mitgefühl zu schätzen.

Sobald ich am Morgen aufwache, denke ich über Bodhichitta nach. Dann überlege ich, wie die Dinge objektiv zu existieren scheinen, aber wenn ich darüber nachdenke, sehe ich, dass sie in Wirklichkeit nicht so existieren. Ich denke jeden Tag über diese Prinzipien nach.

Angehörige der Menge, die den Unterweisungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama im Hof des tibetischen Haupttempels in Dharamsala, HP, Indien, am 24. Februar 2024 zuhören. Foto: Ven Zamling Norbu

Lasst uns über den Erleuchtungsgeist meditieren, über den Wunsch, anderen wirklich von Nutzen zu sein. Bodhichitta ist ein Faktor, der sowohl für andere als auch für einen selbst kurz- und langfristig hilfreich ist. Stellt euch nun diesen gutherzigen, altruistischen Geist vor, der sich in eine weiße Mondscheibe in eurem Herzen verwandelt.

Als Nächstes erinnert euch daran, wie ihr euch selbst als dieses oder jenes seht und wie ihr eurem Geist erscheint, als hättet ihr eine konkrete, unabhängige Existenz. Wenn ihr sucht und nichts findet, was auf diese Weise existiert, erkennt ihr, dass ihr nur als eine von Sprache und Konzepten abhängige Benennnung existiert. Stellt euch nun vor, dass dieses Verständnis der Leerheit einer konkreten, unabhängigen Existenz sich in einen weißen Vajra verwandelt, der auf der Mondscheibe in eurem Herzen steht.

Die Verwirklichung tritt nicht sofort ein, aber sie wird sich einstellen, wenn man beständig praktiziert.“

Seine Heiligkeit leitete die Anwesenden an, das Mantra des allumfassenden Yoga-Geistes zu rezitieren: OM SARVA YOGA CITTA UTPATAYA MI.

Dann rezitierte Seine Heiligkeit einen Vers zum Lobpreis von Avalokiteshvara-Chenresig und das sechssilbige Mantra, OM MA NI PAD ME HUM:

HRIH, von allen Buddhas hochgelobt –
du hast alle vortrefflichen Qualitäten angesammelt,
dir wurde der Name Chenrezig gegeben,
vor dem ewig Mitfühlenden verneige ich mich.

Danach rezitierte er einen Lobpreis auf Manjushri und sein Mantra OM ARA PAT SA NA DHIH:

Ich verneige mich vor Manjushri,
der eine jugendliche Erscheinung hat
und dessen strahlendes Licht der Weisheit
die Finsternis der Welt beseitigt.

Anschließend las Seine Heiligkeit, wie es an diesem Tag der Opfergaben üblich ist, eine der Jataka-Erzählungen vor, die an die früheren Leben von Buddha Shakyamuni erinnern. Diese Geschichte ereignete sich, als der Bodhisattva der König der Shibis war. Indem er das Dharma und Selbstdisziplin verkörperte, war er in der Lage, für das Wohlergehen seiner Untertanen zu sorgen, so wie ein Vater für seine Kinder sorgt und so inspirierte er sie, ihre tugendhaften Eigenschaften zu vermehren und sich von schlechten Taten abzuwenden.

Ein Blick auf die Bühne während der Unterweisung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama im Hof des tibetischen Haupttempels in Dharamsala, Indien, am 24. Februar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Nun ereignete es sich, dass es im Königreich eine außergewöhnlich attraktive junge Frau gab. Man nannte sie Unmadayanti, „Die, die Männer verrückt macht“. Ihr Vater bot ihr an, den König mit ihr zu verheiraten, aber er lehnte ab, wie es seine Berater empfahlen. Daraufhin wurde sie mit einem Mitglied des königlichen Hofes verheiratet. Als der König ihr jedoch auf einer Fahrt durch die Stadt begegnete, verliebte er sich unsterblich in sie.

Unmadayantis Ehemann versuchte, den König zu überreden, sie als sein Geschenk anzunehmen. Doch der König erwiderte: „Nein, das kann nicht sein“, sagte er schlicht. „Und aus welchen Gründen? Erstens wären alle meine Verdienste verloren, und ich bin nicht unsterblich. Zweitens würde meine Schandtat unweigerlich bekannt werden. Und drittens würdest du, wenn du von deiner Frau getrennt wärest, im Feuer der Trauer brennen, das dich so sicher verzehren würde wie die Flammen trockenes Gras. Die Tat, die du vorschlägst, würde in dieser und in der nächsten Welt Kummer verursachen. Obwohl die Unwissenden dein Angebot annehmen würden, würden die Weisen es aus diesen Gründen ablehnen.“

Seine Heiligkeit entschied sich, hier für den Tag aufzuhören. Es wurde ein Dankesmandala dargeboten und Gebete für das lange Bestehen des Dharma wurden gesprochen. Dann ging Seine Heiligkeit lächelnd und der Menge zuwinkend zurück zum Palasttor, von wo aus er in einem Golfwagen zu seiner Residenz fuhr.

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Glückwünsche an Alexander Stubb, den gewählten Präsidenten Finnlands http://de.dalailama.com/news/2024/glückwünsche-an-alexander-stubb-den-gewählten-präsidenten-finnlands Thu, 15 Feb 2024 06:55:04 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/glückwünsche-an-alexander-stubb-den-gewählten-präsidenten-finnlands Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat Alexander Stubb geschrieben, um ihm zu seiner Wahl zum nächsten Präsidenten Finnlands zu gratulieren.

“Es war mir eine Ehre, Ihr schönes Land im Laufe der Jahre mehrmals besuchen zu dürfen”, schrieb er. “Ich schätze zutiefst, dass bei diesen Gelegenheiten finnische Menschen aus allen Gesellschaftsschichten großes Interesse an dem gezeigt haben, was ich über die Entwicklung von Liebe und Mitgefühl, die Kultivierung einer Wertschätzung für die Verbundenheit der Menschheit und die Anerkennung der Bedeutung von interreligiöser Harmonie zu sagen hatte.

“Es ist sehr traurig, dass heute in verschiedenen Teilen der Welt viele Menschen in gewalttätigen Konflikten leiden. Als erklärter Befürworter einer Welt frei von Gewalt und Waffen war es meine aufrichtige Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft gemeinsame Anstrengungen unternehmen würde, Konflikte durch Dialog und Diplomatie zu lösen und so zur Schaffung einer friedlicheren und mitfühlenderen Welt beizutragen.”

Seine Heiligkeit beendete den Brief mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen jeden Erfolg bei der Bewältigung der Herausforderungen und Möglichkeiten, die vor Ihnen liegen, um die Hoffnungen und Bestrebungen der Menschen in Finnland zu erfüllen.“

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Gratulation an Lai Ching-te, gewählter Präsident Taiwans http://de.dalailama.com/news/2024/gratulation-an-lai-ching-te-gewählter-präsident-taiwans Sat, 13 Jan 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/gratulation-an-lai-ching-te-gewählter-präsident-taiwans Bodhgaya, Bihar, Indien - Nach den gestrigen Präsidentschaftswahlen in Taiwan hat Seine Heiligkeit der Dalai Lama dem designierten Präsidenten Lai Ching-te schriftlich seine herzlichen Glückwünsche übermittelt.

"In der Tat ist es eine Quelle der Ermutigung für uns alle, die wir ein Leben in Freiheit und Würde anstreben, wenn wir die Ausübung der Demokratie beobachten, wie sie gerade in Taiwan stattgefunden hat", schrieb er.

"Ich erinnere mich gerne an die Gastfreundschaft, die mir die Menschen in Taiwan während meiner Besuche dort entgegenbrachten, bei denen ich auch sehen konnte, wie fest die Demokratie inzwischen verwurzelt ist. Das taiwanesische Volk hat nicht nur eine blühende, robuste Demokratie entwickelt, sondern auch in den Bereichen Wirtschaft und Bildung viel erreicht und gleichzeitig seine reiche traditionelle Kultur bewahrt.

"Ich bewundere die starke Hingabe der taiwanesischen Buddhisten an den Buddha-Dharma. Als buddhistischer Mönch versuche ich mein Bestes, ihre Bitten um Unterweisungen und spirituelle Führung von Zeit zu Zeit zu erfüllen.

"Gute Beziehungen zwischen Taiwan und der Volksrepublik China sind von äußerster Wichtigkeit. Ich bin seit langem der Überzeugung, dass der Dialog der beste Weg ist, um schwierige Fragen zu lösen, sei es auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene."

Seine Heiligkeit wünschte Herrn Lai abschließend viel Erfolg bei der Bewältigung der Herausforderungen, die vor ihm liegen, um die Hoffnungen und Bestrebungen der Menschen in Taiwan zu erfüllen.

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Gratulation an den gewählten Premierminister von Bhutan http://de.dalailama.com/news/2024/gratulation-an-den-gewählten-premierminister-von-bhutan Thu, 11 Jan 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/gratulation-an-den-gewählten-premierminister-von-bhutan Bodhgaya, Bihar, Indien - Nach den jüngsten Parlamentswahlen in Bhutan hat Seine Heiligkeit der Dalai Lama an Tshering Tobgay, den designierten Premierminister, geschrieben und ihm ein herzliches Tashi Delek übermittelt.

"Als Tibeter", schrieb er, "teilen wir eine historische Beziehung mit dem bhutanischen Volk, und als jemand, der sich stark für demokratische Werte einsetzt, habe ich die lobenswerte Entwicklung Ihres Landes in der demokratischen Regierungsführung unter der weitsichtigen Führung des Druk Gyalpo in den letzten Jahren verfolgt.

"Bhutan entwickelt sich heute nach modernen Gesichtspunkten und bewahrt gleichzeitig seine traditionelle Religion und Kultur. Ich bin sicher, dass Sie unter Ihrer Amtszeit dafür sorgen werden, dass diese Entwicklung weiter gestärkt wird. Unsere beiden Völker haben eine besondere Form des Buddhismus gemeinsam. Unsere religiöse Tradition basiert nicht nur auf dem Glauben, sondern kann auch von praktischem Nutzen für die gesamte Menschheit sein.

"Unser Kagyur und Tengyur, die Sammlungen der übersetzten Worte des Buddha und der Abhandlungen späterer indischer Meister, enthalten eine Fülle von Wissen über die Funktionsweise des Geistes und der Emotionen, das für die Schaffung einer friedlicheren Welt von entscheidender Bedeutung sein kann."

Der Brief Seiner Heiligkeit endete: "Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Bemühungen um das Wohl Ihres Landes und Ihres Volkes."

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Botschaft Seiner Heiligkeit zum Erdbeben in Japan http://de.dalailama.com/news/2024/botschaft-seiner-heiligkeit-zum-erdbeben-in-japan Mon, 01 Jan 2024 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/botschaft-seiner-heiligkeit-zum-erdbeben-in-japan Bodhgaya, Bihar, Indien - Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat in einem Schreiben an den japanischen Premierminister Fumio Kishida seine Trauer über das gestrige Erdbeben zum Ausdruck gebracht, das zahlreiche Todesopfer und Verletzte gefordert sowie Eigentum und Infrastruktur zerstört hat.

"Ich bete für diejenigen, die ihr Leben verloren haben, und spreche ihren Familien und anderen von dieser Katastrophe Betroffenen mein Mitgefühl und Beileid aus", schrieb er.

"Ich begrüße es, dass die japanische Regierung alles in ihrer Macht Stehende tut, um den Bedürftigen Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Als buddhistischer Mönch, der täglich das 'Herz-Sutra' rezitiert, fände ich es gut, wenn auch japanische Buddhisten diesen Text bei dieser Gelegenheit rezitieren würden. Eine solche Rezitation wird nicht nur für die Verstorbenen von Nutzen sein, sondern kann auch weitere Katastrophen in der Zukunft abwenden.

"Ich befinde mich zur Zeit in Bodhgaya, dem heiligen Ort in Indien, an dem Buddha die Erleuchtung erlangte. Zusammen mit Angehörigen der Sangha und anderen Menschen, die derzeit zu diesem heiligen Ort pilgern, werden wir das 'Herz-Sutra' für die Opfer der Katastrophe in Japan rezitieren."

Seine Heiligkeit beendete seinen Brief, indem er noch einmal seine Gebete darbrachte.

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Langlebenszeremonie http://de.dalailama.com/news/2024/langlebenszeremonie Sun, 31 Dec 2023 23:00:00 +0000 tenzinsewo http://de.dalailama.com/news/2024/langlebenszeremonie Bodhgaya, Bihar, Indien - Heute Morgen verließ Seine Heiligkeit der Dalai Lama Gaden Phelgyeling in Richtung des Kalachakra-Lehrgeländes, um dort einer Zeremonie mit Opfergaben und Gebeten für sein langes Leben beizuwohnen, die vom Zentralen Institut für Tibetische Studien, Sarnath, und seinen Alumni sowie von den Bewohnern der tibetischen Siedlung Paonta Sahib erbeten wurde. Mönche mit traditionellen gelben Mützen und den buddhistischen Hörnern wiesen den Weg. Ein goldener Regenschirm flatterte über dem Wagen Seiner Heiligkeit. Seine Heiligkeit lächelte und winkte den Menschen am Wegesrand zu.

Mönche säumen die Einfahrt zum Kalachakra-Gelände und warten auf die Ankunft Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, der am 1. Januar 2024 an einer Langlebenszeremonie in Bodhgaya, Bihar, Indien, teilnehmen wird. Foto von Tenzin Choejor

Von der Plattform auf dem Kalachakra-Gelände aus lächelte und winkte er erneut der Menge zu, und viele von ihnen winkten zurück. Er begrüßte die angesehenen Lamas sowie das Bildnis des Buddhas, das von den siebzehn Meistern von Nalanda in einem großen Thangka hinter dem Thron umgeben ist, und nahm seinen Platz ein.

Die Zeremonie, die vom Chant-Meister des Namgyal-Klosters geleitet und von Ganden Tri Rinpoche präsidiert wurde, begann mit einem Gruß an den Buddha. Es folgte das Gebet Wolken des Ambrosia-Segens, das von Kyabje Trulshik Rinpoche Ngawang Chökyi Lodrö verfasst wurde und die verschiedenen Leben von Avalokiteshvara in Indien und Tibet anruft, die in der Linie der Dalai Lamas münden. Die Gebete für ein langes Leben konzentrierten sich auf die Weiße Tara.

Im Zuge der Langlebenszeremonie trat Ganden Tri Rinpoche vor und überreichte Seiner Heiligkeit den Stab des langen Lebens, den er annahm. Ein siebengliedriges Gebet wurde gesprochen und ein großer ritueller Kuchen wurde Seiner Heiligkeit überreicht, der ein kleines Stück davon annahm. Der Chant-Meister brachte eine vollständige Mandala-Opfergabe dar.

Als nächstes brachte Ganden Tri Rinpoche Darstellungen des Körpers, der Rede und des Geistes der Buddhas, die Vase, Symbole der Buddhas der fünf edlen Familien, die sieben königlichen Embleme, die acht glückverheißenden Symbole, die acht glückverheißenden Substanzen und so weiter dar. Während dies geschah, kam eine Prozession von Menschen, die den Organisationen angehörten, die um diese Langlebenszeremonie gebeten hatten, an der Vorderseite des Podiums vorbei und trug eine Reihe von Geschenken, die zumeist aus Bänden mit Schriften bestanden. Einige davon waren Bücher, die erst kürzlich aus dem Pali und Sanskrit ins Tibetische übersetzt worden waren.

Ganden Tri Rinpoché überreicht rituelle Opfergaben während des Langlebensgebets für Seine Heiligkeit den Dalai Lama auf dem Kalachakra-Gelände in Bodhgaya, Bihar, Indien am 1. Januar 2024. Foto von Tenzin Choejor

Ganden Tri Rinpoche, Jangtse Chöje Rinpoche und Sakya Gongma Rinpoche, gefolgt von Vertretern der Organisationen, die um diese Langlebenszeremonie gebeten hatten, kamen zum Thron, um ihre Ehrerbietung zu erweisen. Seine Heiligkeit überreichte jedem einen weißen Seidenschal und ein rotes Schutzband.

Ein Gebet für das lange Leben Seiner Heiligkeit von seinen beiden Tutoren und ein anderes von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö wurden rezitiert. Danach wandte Seine Heiligkeit sich an die versammelten Menschen:

„Heute möchte ich meinen Dharma-Brüdern und Dharma-Schwestern, Mönchen, Nonnen sowie Laienschülerinnen und Laienschülern und Menschen mit Interesse an der Lehre des Buddha, die sich an diesem heiligen Ort Vajra-Asana, dem Sitz der Erleuchtung, versammelt haben und diese Zeremonie für mein langes Leben dargebracht haben, sagen: Wenn ich zurückblicke, freue ich mich über das, was ich auf der Welt habe tun können. Mehr noch, ich werde den fühlenden Wesen weiterhin von Nutzen sein, bis ich über 100 Jahre alt bin.

In jüngster Zeit haben wir erlebt, wie in der Nähe Russlands und in anderen Teilen der Welt Konflikte ausbrachen, weil sich die Nachbarn gegenseitig als ‚wir‘ und ‚sie‘ betrachteten. Das führt zur Spaltung und übersieht die Tatsache, dass wir als Menschen alle zu einer Familie gehören. Ich hoffe, dass wir, wenn wir lernen, die Verbundenheit der Menschen zu schätzen wissen und verstehen, dass wir als menschliche Wesen alle gleich sind, lernen werden, in Harmonie und Freundschaft zu leben und uns gegenseitig zu helfen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, die Menschen darauf aufmerksam zu machen.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama spricht zur Menge während der Langlebenszeremonie auf dem Kalachakra-Gelände in Bodhgaya, Bihar, Indien am 1. Januar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Jeder von uns wurde bei seiner Geburt von der Liebe seiner Mutter umsorgt. Wir wurden von ihrer Milch gestillt. Wenn wir erwachsen werden, wollen wir alle glücklich sein und keinen Schmerz empfinden, deshalb sollten wir uns daran erinnern, wie wichtig Liebe und Zuneigung für jeden von uns waren. Deshalb sollten wir uns gegenseitig helfen, wo immer wir können.

Wir brauchen keine Spaltung in ‚wir‘ und ‚sie‘, sondern wir müssen in Frieden zusammenleben. Unterschiede in der Hautfarbe oder dem Glauben, dem wir folgen, sind von untergeordneter Bedeutung, wenn man bedenkt, dass wir als Menschen alle gleich sind. Wenn wir auf die Welt kommen, werden wir nicht aufgrund von nationalen oder religiösen Bezeichnungen getrennt.

Heute ist der Neujahrstag und ich möchte euch allen Tashi Deleg sagen. Wir müssen versuchen, dieses Jahr friedlicher zu gestalten und die Probleme und Konflikte des vergangenen Jahres hinter uns zu lassen. Wir können damit beginnen, ein Gefühl für die Zusammengehörigkeit aller acht Milliarden Menschen zu entwickeln, die heute leben. Als Buddhistinnen und Buddhisten beten wir für das Wohlergehen aller fühlenden Wesen, aber wir sollten auch zumindest das tun, was wir können, um den Wesen dieser Welt zu helfen. Wichtig ist, dass wir unsere Gefährtinnen und Gefährten als Mitmenschen anerkennen – dann werden wir in der Lage sein, eine friedlichere Welt zu schaffen.

Wir sind zunehmend mit extremen Wetterereignissen konfrontiert. An manchen Orten war es zu heiß, andere wurden überschwemmt, wieder andere wurden von Dürre heimgesucht. Wir müssen dafür beten, dass diese Katastrophen abklingen.

Teilnehmer aus der Menge, von denen einige den Übersetzungen zuhören, beobachten das Geschehen während des Langlebensgebets für Seine Heiligkeit den Dalai Lama auf dem Kalachakra-Gelände in Bodhgaya, Bihar, Indien am 1. Januar 2024. Foto: Ven Zamling Norbu

Ich betone oft, wie wichtig es ist, warmherzig zu sein, aber unser gutes Herz muss von Weisheit und gesundem Menschenverstand geleitet werden. Kurzfristige Ziele reichen vielleicht nicht aus, wir müssen auch beurteilen, was langfristig das Beste ist. Der Schlüssel zu einem sinnvollen Leben liegt darin, anderen so gut wie möglich zu helfen.“

Nach einer abschließenden Danksagung in Form eines Mandalas folgte ein Gebet an Buddha Amitayus.

Es wurde ein Kassenbericht verlesen, zuerst auf Tibetisch und dann auf Englisch, in dem die Einnahmen und Ausgaben für die dreitägigen Unterweisungen Seiner Heiligkeit und die heutige Langlebenszeremonie aufgeführt wurden. Die Familie von Norbu Tsering, die Familie von Nyanang Tashi Dhondhup, die Familie von Sonam Gyatso und der Lhaden Chotrul Monlam Trust haben die Unterweisungen maßgeblich unterstützt. Das Zentrale Institut für Tibetische Studien, Sarnath, und seine Alumni, das Shalu-Kloster, die tibetische Siedlung Paonta Sahib, die Gelugpa-Universität und der Lhaden Chotrul Monlam Trust trugen zur heutigen Zeremonie bei.

Seiner Heiligkeit wurde für die Belehrungen gedankt, die er gegeben hat, ebenso wie der örtlichen Verwaltung von Bodhgaya, der örtlichen Polizei für die Sicherheit und den Mitgliedern des Klosters Namgyal für ihre weitreichenden Beiträge. Dank wurde auch anderen ausgesprochen, die zu zahlreich sind, um sie zu nennen, und die mit ihrer Hilfe dafür sorgten, dass alles reibungslos verlief.

Die Veranstaltung endete mit dem Widmungsgebetes am Ende des Stufenwegs zur Erleuchtung, dem Gebet für das Erblühen der Lehre sowie dem Gebet der Worte der Wahrheit, die beide von Seiner Heiligkeit verfasst wurden, und schließlich dem Samantabhadra-Gebet.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama winkt der Menge zu, als er nach Abschluss der Langlebenszeremonie auf dem Kalachakra-Gelände in Bodhgaya, Bihar, Indien, am 1. Januar 2024 mit einem Golfwagen zum tibetischen Kloster zurückfährt. Foto: Tenzin Choejor

Seine Heiligkeit winkte noch einmal der Menge zu und grüßte das Bildnis des Buddhas, dann bestieg er den Golfwagen, mit dem er zurück zum Kloster fuhr.

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