Derry, Nordirland, UK – Heute morgen ist Seine Heiligkeit der Dalai Lama bei Regenwetter nach der Anreise von Indien über London in Derry, Nordirland, angekommen. Richard Moore, der Gastgeber des Besuches und Gründer der Organisation „Children in Crossfire“ empfing Seine Heiligkeit am Flughafen herzlich. Dabei forderte Seine Heiligkeit Richard Moore auf, wie bereits zuvor, sein Gesicht anzufassen und Moore reagierte mit: „genauso gutaussehend wie gehabt“.
Bei der Ankunft am Hotel in Derry wurde Seine Heiligkeit der Dalai Lama von Tibetern mit einer traditionellen Begrüssung in Empfang genommen. Viele andere Schaulustige, Gäste, Vertreter von NGOs sowie Funktionsträger von Children in Crossfire waren ebenso Vorort, um Seine Heiligkeit zu begrüssen. Anschliessend besuchte er eine Ausstellung über die Aktivitäten der Children in Crossfire bevor es zum gemeinsamen Mittagessen ging.
Bei der Ankunft am Millennial Forum in Derry wurden Seine Heiligkeit und Richard Moore von einem Gesangschor, das von Rita, Richard Moore’s Ehefrau, geleitet wurde, mit einem Friedenslied begrüsst. Über 1'000 Teilnehmen am Vortrag haben sich versammelt um Seine Heiligkeit über „Mitgefühl in Aktion“ sprechen zu hören. Einführend erklärte Richard Moore, dass Seine Heiligkeit oft sagt, dass Mitgefühl ohne tatkräftige Umsetzung nicht ausreiche. Heute haben viele Kinder dank der Unterstützung von Children in Crossfire Zugang zu sauberem Wasser und Bildung. Moore bekräftigte, dass Seine Heiligkeit das „repräsentiere, was wir alle sein wollen“.
Seine Heiligkeit der Dalai Lama begann seinen Vortrag mit: „Mein lieber Bruder, ich bezeichne dich als meinen Helden. Als ich dir das erste Mal begegnete bin und ich deine Geschichte hörte (als Kind durch eine Soldatenkugel erblindet, aber dennoch Engagement für andere Menschen), war ich sehr bewegt. Ich rede oft über Mitgefühl, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die gleichen Erfahrungen gemacht hätte, wäre mir das gleiche geschehen. Du hast wahre innere Stärke bewiesen und die Arbeit der Children in Crossfire zeigt auf, was es heisst, menschlich zu sein. Was dir passiert ist, hat dein Leben verändert. Statt Wut hast du dein Mitgefühl für andere bestärkt. Wundervoll!“
„Mitgefühl ist eine emotionale Haltung, die alle soziale Wesen zusammenbringen kann. Wissenschaftlicher kommen heute zum Schluss, dass die grundlegende menschliche Natur mitfühlend sei. Mediziner gehen ebenso davon aus, dass ständige Wut und Angst unser Immunsystem schwächen. Es gibt wohl keinen Arzt, der jemandem mehr Wut empfiehlt, damit es gesundheitlich bessergeht. Sie empfehlen Ruhe, und das nicht nur auf der physischen Ebene, sondern auch für den inneren Frieden. Mitgefühl bringt in dieser Hinsicht Selbstvertrauen und innere Stärke.
„Als ich hörte, dass Wissenschaftler Beweise dafür hätten, dass die grundlegende menschliche Natur mitfühlend sei, habe ich dies als ein Zeichen der Hoffnung angesehen. Welcher Religion wir auch immer angehören, liebende Güte für andere ist der beste Weg um inneren Frieden zu erreichen. Ich selbst habe mich dazu verpflichtet die fundamentalen menschlichen Werte wie Mitgefühl zu fördern. Was wir heute brauchen sind universelle Werte, die nicht auf Glauben basieren, sondern durch wissenschaftliche Erkenntnisse, gemeinsame Erfahrungen und mit gesundem Menschenverstand gewonnen wurden. So wie wir unsere Gesundheit durch die physische Hygiene schützen, können wir unser inneres Wohl durch eine emotionale Hygiene pflegen, indem wir zerstörende Emotionen entgegenwirken.
„Frieden kann nicht durch den Einsatz von Gewalt erreicht werden. Für die menschlichen Probleme bedarf es menschliche Lösungsansätze. Aufrichtige und respektvolle Gespräche und Dialoge sind die Grundlagen um Frieden zu schaffen. Ich selbst bin ein Bewunderer der Europäischen Union und der damit verbundenen Geisteshaltung, das Gemeinsame in den Vordergrund und vor den nationalen Interessen zu stellen. Ebenso habe ich meine Bedenken mit Slogans wie „America First“ und mit dem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen. Es scheint so, als würden die Naturkatastrophen der letzten Tage uns etwas über Klimaveränderung beibringen zu wollen. Falls ich hier was Falsches gesagt habe, dann tut mir das leid.“
Nach dem Vortrag über „Mitgefühl in Aktion“ rief Seine Heiligkeit der Dalai Lama das Publikum auf ihm Fragen zu stellen. Dabei wurde er unter anderem gefragt, was ihm heute am meisten Freude bereitete. Seine Heiligkeit antwortete gleich mit „Oh, natürlich das Mittagessen – denn als buddhistischer Mönch esse ich nicht zu Abend!“
Eine Frage zu Trauer erinnerte Seine Heiligkeit den Dalai Lama an das Ableben seines älteren Lehrers. Zu dieser Zeit fühlte es sich an, als würde sich der beständige Felsen, an dem er sich anlehnte, verschwinden. Er fühlte sich einsam. Trotzdem hat er sich dafür entschieden, die Wünsche seines Lehrers für ihn zu erfüllen. „Es ist demnach besser die Trauer in eine Entschlossenheit für ein sinnvolles Leben zu transformieren. Richard Moore ist hier ein Beispiel für die Transformation von Tragödie in eine neue Gelegenheit“.
„Wenn wir uns anstrengen, dann können wir die Welt verändern. Die jungen Menschen hier können für eine bessere Zukunft einen wesentlichen Beitrag leisten. Für mich gilt, dass ich weiterhin versuche das Interesse für innere Werte zu fördern und ich denke, wenn ich zehn Menschen dafür gewinnen kann, und diese jede und jeder wiederum andere 10, dann sind wir bereits bei 100 Menschen. Und so kann sich das fortsetzen. Das ist der Weg um Menschen dafür zu gewinnen.“
Die Veranstaltung endete mit einer Aufführung der Long Tower Folk Group, die über die Stärke der Liebe und des Friedens sangen. Seine Heiligkeit bedankte sich bei der Gruppe, beim Publikum und verabschiedete sich vom Millennial Forum in Richtung Hotel.
Morgen wird Seine Heiligkeit an einer Konferenz zu „Die Erziehung des Herzens“ von Children in Crossfire teilnehmen.