Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Achtzig Menschen aus drei unterschiedlichen Gruppen trafen heute Seine Heiligkeit den Dalai Lama. Dazu gehörten Studierende und Dozenten der Emory University, Atlanta, Georgia, USA, sowie Teilnehmer der Emory-Tibet-Partnerschaft der Library of Tibetan Works and Archives in Dharamsala und Studierende des Kurukul-Programms der Foundation for Universal Responsibility, New Delhi.
Seine Heiligkeit begrüßte sie in Dharamsala, das er in den letzten 59 Jahren als seine zweite Heimat bezeichnete.
Er skizzierte seine vier Hauptverpflichtungen und erklärte, dass die erste darin besteht, das Verständnis für die Einheit zu fördern, die alle 7 Milliarden Menschen, die heute leben, vereint. Er erwähnte nicht nur die Interdependenz der Weltwirtschaft, sondern auch, wie wir alle von gemeinsamen Anliegen wie dem Klimawandel betroffen sind.
"Wir sind emotional, geistig und körperlich gleich und können uns gegenseitig helfen, indem wir unsere Erfahrung über den inneren Frieden teilen."
Seine Heiligkeit bekräftigte, dass die grundlegende Botschaft aller großen religiösen Traditionen die Wichtigkeit der Pflege von Freundschaft, Liebe, Toleranz und Selbstdisziplin beinhaltet. Daher setze er sich für die Förderung der interreligiösen Harmonie ein. Folglich bedauerte er den heute zu beobachtenden religiösen Konflikt.
"Schaut euch Indien an", sagte er, "wo die religiöse Harmonie seit Jahrtausenden gedeiht. Neben den indigenen Traditionen gibt es noch andere aus anderen Ländern. Die Anhänger des Zoroastrismus zum Beispiel kamen ursprünglich aus Persien und ihre Gemeinde zählt heute weniger als 100.000, vor allem in Mumbai. Aber sie leben dort ganz ohne Angst. Das ist die indische Tradition."
"Dann, als Tibeter und jemand, dem 6 Millionen Tibeter ihr Vertrauen geschenkt haben, habe ich die moralische Verantwortung, ihnen so gut ich kann zu helfen. Ich habe mich 2001 aus meiner politischen Funktion zurückgezogen und diese Verantwortung im Jahr 2011 vollständig an eine gewählte Führung abgegeben. Jetzt setze ich mich dafür ein, den Schutz der empfindlichen Umwelt Tibets zu fördern. Dabei geht es um mehr als das Wohlergehen von sechs Millionen Tibetern, denn wie ein chinesischer Ökologe festgestellt hat, ist der Einfluss Tibets auf das globale Klima gleichwertig mit dem des Nord- und Südpols. Deshalb bezeichnete er das tibetische Plateau als den Dritten Pol. Fast eine Milliarde Menschen in ganz Asien sind auf Wasser aus Flüssen wie dem Indus, Ganges, Brahmaputra, Salween und Mekong angewiesen, die alle in Tibet entspringen. Wenn der Schnee auf den Bergen Tibets verschwindet, werden Millionen von Indern unter den Folgen leiden."
Seine Heiligkeit brachte auch seine Entschlossenheit zum Ausdruck, Tibets Sprache und sein reiches kulturelles und religiöses Erbe am Leben zu erhalten. Er erklärte, wie die buddhistischen Traditionen Tibets von denen der Nalanda Universität in Indien abgeleitet wurden. Sie beinhalteten eine starke Abhängigkeit von Argumentation und Untersuchung, was einem wissenschaftlichen Ansatz entspricht.
"Die Welt steht vor einer Krise der Emotionen. Elemente der Nalanda-Tradition, die sich aus den langjährigen indischen Praktiken für die Entwicklung eines ruhigen Geistes und einer tiefen Einsicht (Shamatha und Vipashyana) ableiten, haben uns viel über die Bewältigung unserer negativen Emotionen und die Kultivierung eines dauerhaften inneren Friedens zu vermitteln. Deshalb ist dieses Wissen auch heute noch aktuell, weshalb ich mich auch darum bemühe, es wiederzubeleben. Ich glaube, dass es hier in Indien möglich ist, altes Wissen mit moderner Bildung zu verbinden."
Seine Heiligkeit beantwortete mehrere Fragen aus dem Publikum, die sich auf die Erschaffung einer mitfühlenderen Gesellschaft, den Umgang mit Widrigkeiten, den positiven Einsatz von Technologie und die Aufarbeitung des Todes bezogen. Er riet den Buddhisten im Raum, sich ihrem Glauben dem 21. Jahrhundert entsprechend zuzuwenden, d.h. ein fundiertes Verständnis davon zu entwickeln, wer der Buddha war und was er lehrte.
Das Treffen endete damit, dass sich Mitglieder der verschiedenen Gruppen um Seine Heiligkeit versammelten, um ihre Fotos mit ihm machen zu lassen, woraufhin sich alle zum Mittagessen verabschiedeten.