Khaltse, Ladakh, Indien - Als Seine Heiligkeit der Dalai Lama heute früh auf der Bühne Platz nahm, wies er darauf hin, dass die mehr als 25.000 Menschen, die sich auf dem Gelände für die Unterweisungen versammelt hatten, aus tiefer Zuneigung und Vertrauen zu ihm gekommen waren.
Seine Heiligkeit erzählte den Anwesenden: „Erst vor wenigen Minuten habe ich eine Frau getroffen, die 106 Jahre alt ist. Ich halte ich es – genauso wie sie – für verheißungsvoll, lange zu leben. Wenn die Zahl der Menschen, die mir Vertrauen und Hingabe entgegenbringen, weiter wächst, hilft das dem Guru sicherlich, lange zu leben. Danke, das gibt mir den Mut, mehr als 110 Jahre alt zu werden.“ Die Menschen auf dem Gelände applaudierten begeistert, als sie das hörten.
Seine Heiligkeit erläuterte dazu: „Natürlich gibt es nicht viel, worauf man stolz sein kann, wenn man ein langes Leben ausschließlich dazu gelebt hat, seine eigenen persönlichen Ziele auf Kosten anderer zu erreichen. Aber ein langes und sinnvolles Leben im Dienste anderer zu leben, wird definitiv nützliche Resultate bringen.
Indem man den erwachenden Geist des Bodhichitta entwickelt, erwirbt man Verdienst. Und indem man die Leerheit versteht, sammelt man Weisheit an. Es ist sehr wichtig, sich darin zu üben, zuzuhören, über das Gehörte oder Gelesene nachzudenken und es dann in die Praxis umzusetzen.
Wenn du über den erwachenden Geist des Bodhicitta nachdenkst, wirst du ein Gefühl der Fürsorge und des Mitgefühls für alle Lebewesen entwickeln, einschließlich der Götter und Geister. Sie alle waren zu irgendeiner Zeit Teil unseres Lebens und sind auch untereinander verwandt. Wie wir suchen sie nach Glück und wollen nicht leiden. Wenn ihr Mitgefühl für sie entwickelt, werden auch ihr davon einen Nutzen haben, anstatt Schaden von diesen Göttern oder Halbgöttern anzuziehen.
Konflikte und Gewalt in der Welt entstehen vor allem durch selbstsüchtige Haltungen, die uns dazu verleiten, selbstsüchtige Ziele zu verfolgen und das Wohlergehen anderer zu vernachlässigen, was letztlich wieder Leid über uns bringt. Wenn wir alle anderen Menschen als Wesen wie uns betrachten, die aus dem Leib einer Mutter geboren und im Schutz ihrer liebenden Güte aufgezogen wurden, werden wir nicht nur selbst Frieden im Geist erlangen, sondern auch andere glücklich machen.
Buddha war nicht von Anfang an ein erleuchtetes Wesen. Seine Erleuchtung kam durch die Schulung seines Geistes zustande, die er durchführte, um über einen langen Zeitraum Bodhichitta zu entwickeln. Schließlich führte er sechs Jahre lang tiefe Meditationen durch, bevor er die vollständige Erleuchtung erlangte, voller Weisheit und ohne jeden Fehler. Deshalb ist es wichtig, dass ihr alle, meine spirituellen Brüder und Schwestern, den Weg zur Buddhaschaft verfolgt, indem ihr Verdienst und Weisheit anhäuft.
Heute Morgen werde ich euch eine Langlebensermächtigung geben, die sich auf die Weiße Tara bezieht. Der entscheidende Faktor für ein langes Leben ist es, warmherzig zu sein. Das ist es, was den Frieden des Geistes hervorbringen wird, was wiederum der wichtigste Faktor ist, um ein sinnvolles Leben zu führen.“
Als Seine Heiligkeit die Langlebensermächtigung beendet hatte, sagte er zu den Versammelten, dass er froh sei, dass sie festen Glauben hätten und motiviert seien, fleißig zu praktizieren.
Er stellte fest, dass in Indien manchmal ein Unterschied zwischen den einzelnen Kasten gemacht wird. Er sagte den Versammelten, wenn dies in der Region Sham der Fall sei, sollten sie wissen, dass alle Menschen gleich seien und es nicht nötig sei, einige als hoch und andere als niedrig zu betrachten. Er bat sie, sich nicht mit solchen Unterscheidungen aufzuhalten.
Seine Heiligkeit führte dazu weiter aus: „Wir sind alle Anhängerinnen und Anhänger Buddhas. Wir alle haben die gleiche Buddha-Natur und die Fähigkeit, die Buddhaschaft zu erreichen. Deshalb sollten wir besser daran arbeiten, den Erleuchtungsgeist zu entwickeln, indem wir Liebe und Mitgefühl gegenüber allen entwickeln. Das ist alles, was ich heute sagen möchte.“ Dann verabschiedete sich Seine Heiligkeit von den Zuhörern.
Bald darauf bestieg Seine Heiligkeit einen Hubschrauber, flog nach Leh und kehrte zu seiner Residenz in Shewatsel Phodrang zurück.