Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien - Die Temperatur war mild, die Sonne schien und ein paar Wolken waren am Himmel zu sehen, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama heute Morgen durch das Tor seiner Residenz schritt. Er war auf dem Weg zu einer Zeremonie im Tsuglagkhang, dem tibetischen Haupttempel, die aus Gebeten für sein langes Leben bestand. Das Ritual wurde von Mitgliedern der Toepa-Vereinigung und der Bevölkerung von Purang durchgeführt, einer Region Tibets, die an den indischen Bundesstaat Uttarakhand und an Nepal grenzt, wo sich der Berg Kailash und der Manasarovar-See befinden.
Seiner Heiligkeit wurde das traditionelle Begrüßungsgetränk „Chema Changphu“ angeboten, und er nahm ein wenig davon. Sängerinnen und Sänger sowie und Tänzerinnen und Tänzer in traditionellen Kostümen sangen und tanzten entlang des Weges. Seine Heiligkeit ließ seinen Blick über die Menge schweifen, lächelte und winkte ihnen zu, als er vorbeiging.
Die Zeremonie, die mit der Rezitation eines Lobpreises an den Buddha begann, wurde von Ling Rinpoche geleitet. Neben ihm saßen in der ersten Reihe die beiden Reinkarnationen von Trulshik Rinpoche und zu seiner Rechten der Abt von Sera-me, der Lobpön des Klosters Namgyal und Bodong Rinpoche. Zu seiner Linken befanden sich der Abt von Drepung Loseling und der Abt von Tawang.
Es folgte das Gebet Wolken des Ambrosia-Segens, das von Kyabje Trulshik Rinpoche Ngawang Chökyi Lodrö verfasst wurde und die verschiedenen Leben von Avalokiteshvara in Indien und Tibet anruft, die in der Linie der Dalai Lamas münden.
Das heutige Ritual folgte dem Text Langlebenszeremonie der Weißen Tara des wunscherfüllenden Rades vom großartigen fünften Dalai Lama. Es war der Höhepunkt einer mehrtägigen Vorbereitung, während der die Mönche unter der Leitung von Ling Rinpoche Gebete rezitierten und Mantras wiederholten, um die symbolischen Substanzen zu segnen, die dargebracht werden sollten. Der Text, dem sie folgten, enthält wiederholte Opfergaben und Bitten, dass das „Leben unseres glorreichen heiligen Lamas“ verlängert werden möge.
Während die Gebete gesungen wurden, begannen Vertreterinnen und Vertreter der Toepa-Vereinigung und Menschen aus Purang sich im Hof unten aufzustellen. Sie trugen eine Vielzahl von Opfergaben, darunter mehrere hundert heilige Statuen.
Im Rahmen der Zeremonie trat Ling Rinpoche vor Seine Heiligkeit und trug eine in Stoff gebundene Armbrust, die er ihm anbot und die Seine Heiligkeit annahm. Als Nächstes wurde Seiner Heiligkeit ein kleiner Vajra überreicht, den er in seinem Gewand in der Nähe seines Herzens platzierte. Daran war ein fünffarbiger Faden gebunden, der an die Lamas verteilt wurde, die die Gebete leiteten, und den jeder von ihnen in der Hand hielt oder in sein Gewand steckte. Diese physische Verbindung symbolisierte die Übertragung der positiven Energie, die die Lamas beim Rezitieren der Langlebigkeitsmantras gesammelt hatten, auf Seine Heiligkeit.
Als nächstes wurde Seiner Heiligkeit ein großer ritueller Kuchen angeboten, von dem er eine kleine Portion nahm und aß. Dann wurde ein Gebet rezitiert, in dem die Schutzgottheiten Tibets angerufen wurden, das Seine Heiligkeit in den 1970er Jahren verfasst hatte. Es folgte eine Mandala-Opfergabe, in der Seine Heiligkeit gebeten wurde, 100 Äonen lang zum Wohle der Lehre und der fühlenden Wesen zu leben.
Ling Rinpoche kam noch einmal zum Thron, machte Niederwerfungen und brachte Seiner Heiligkeit ein Mandala dar. Danach brachte er eine Reihe von Opfergaben dar, beginnend mit einer Statue von Amitayus, einer Schrift und einer Stupa, einer Vase, einem Tablett mit den Symbolen der fünf Buddha-Familien, Nektar für ein langes Leben, Pillen für ein langes Leben, einem Tablett mit den sieben königlichen Emblemen (einem goldenen Rad, einem wunscherfüllenden Juwel, der kostbaren Königin, dem Minister, dem Elefanten, dem Pferd und dem General) und ein weiteres Tablett mit den acht verheißungsvollen Symbolen (dem kostbaren Sonnenschirm, dem weißen Muschelhorn, dem goldenen Fisch, dem ewigen Knoten, der Vase mit dem großen Schatz, dem Siegesbanner, der Lotusblume und dem achtspeichigen Rad) und schließlich die acht glücksverheißenden Substanzen (ein sich nach rechts wickelndes Muschelhorn, Joghurt, Durva-Gras, Zinnoberrot, Bilva-Frucht, ein Spiegel, Giwang (eine Medizin) und weiße Senfsamen).
Währenddessen schien ein Ngagpa, ein tantrischer Yogi, aus dem Publikum in eine spontane orakelhafte Trance zu verfallen. Seine Heiligkeit winkte ihn zu sich und segnete ihn.
Die Prozession der Menschen, die Opfergaben trugen, bewegte sich in zügigem Tempo durch den Tempel bis vor den Thron. Die Lamas, die in der ersten Reihe saßen, und Vertreter der Schirmherren der Zeremonie traten vor, um Seine Heiligkeit zu begrüßen, und erhielten jeweils ein rotes Schutzband.
Es wurde das von seinen beiden Tutoren Kyabje Ling Rinpoche und Kyabje Trijang Rinpoche verfasste Gebet für ein langes Leben Seiner Heiligkeit rezitiert, und auch das Langlebensgebet von Jamyang Khyentse Chökyi Lodro.
Die Zeremonie endete mit dem Gebet für das Erblühen der Lehre sowie dem Gebet der Worte der Wahrheit, die beide von Seiner Heiligkeit verfasst wurden, und Widmungsversen aus dem Samantabhadra-Gebet.
Seine Heiligkeit sprach zum Abschluss einige Worte:
„Diese Zeremonie für ein langes Leben, die mit aufrichtigem Herzen durchgeführt wurde, war von Anfang bis Ende erfolgreich. Ich bete und bin entschlossen, mehr als 100 Jahre zu leben.
Dies ist eine Zeit, in der der Buddhadharma im Niedergang ist, und doch gab es viele Ursachen und Bedingungen, die es mir ermöglichten, der Lehre des Buddha zu dienen. Heute interessieren sich die Menschen an Orten, an denen der Dharma früher nicht verbreitet war, für das, was Buddha über die Funktionsweise des Geistes und der Emotionen zu sagen hatte, insbesondere die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter ihnen.
Unabhängig davon, ob sie religiös sind oder nicht, gibt es eine wachsende Zahl von Menschen, die erkennen, dass wir der Welt Frieden bringen können, wenn wir zuerst den inneren Frieden erreichen. In diesem Zusammenhang ist dies mein Gebet:
Möge ich — tief bewegt vom großen Mitgefühl — in den Gebieten,
wo sich die höchste, kostbare Lehre noch nicht verbreitet hat
oder wo sie sich verbreitete, aber wieder nachgelassen hat,
den Schatz des Glücks und Wohlbefindens deutlich machen.
Gleichzeitig möchte ich Menschen dazu ermutigen, einen ausgeprägten Sinn für Ethik zu haben, der Menschheit zu dienen und durch das Verstehen der Funktionsweise ihres Geistes und ihrer Emotionen den inneren Frieden zu entwickeln. Die inneren und äußeren Voraussetzungen dafür sind vorhanden, und die Dharma-Beschützer, die die Verantwortung für die Verteidigung und Bewahrung des Dharma übernehmen, helfen mir bei meinen Bestrebungen.
Das ist alles, was ich sagen möchte – danke.“
Seine Heiligkeit stand vom Thron auf, ging aus dem Tempel zum Aufzug und bestieg auf der Ebene des Hofes unten den Golfwagen, der ihn dann nach Hause fuhr. Er lächelte freudig und winkte den vielen Menschen zu, die sich entlang des Weges zusammengedrängt hatten, um ihn sehen zu können.