Thekchen Chöling, Dharamsala, HP, Indien – An diesem Morgen lag ein frischer Herbsthauch in der Luft, und ein klarer blauer Himmel spannte sich über Dharamsala, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama das Tor zu seiner Residenz erreichte. Vertreter:innen der Dhanglob-Gemeinschaft, die die heutige Zeremonie für sein langes Leben organisiert hatten, begrüßten ihn und führten ihn zum Tsuglagkhang, dem tibetischen Haupttempel. Währenddessen tanzten Tashi-Shölpa-Tänzer, und eine Gruppe von Frauen in farbenprächtigen Kostümen sang zur Begrüßung.

Die heutigen Gebete fanden im Rahmen des fortlaufenden „Guru Bum-tsog“ statt – einer Zeremonie mit hunderttausend Tsog-Darbringungen an Guru Padmasambhava, die von der Dhanglob-Gemeinschaft durchgeführt wird. Dieses Ritual wird morg
en, am zehnten Tag des tibetischen Monats, seinen Abschluss finden. Zusätzlich zu dieser Gebetssammlung haben die Organisatoren die Begrenzungsmauer der Residenz Seiner Heiligkeit in den traditionellen Farben Weiß und Dunkelrot neu gestrichen.
Im Tempel wurde Seine Heiligkeit vom Abt des Ganden Shartsé-Klosters, dem Abt des Drepung Gomang-Klosters, dem Abt des Gyutö-Klosters, dem Ganden Tri Rinpoché, dem Sharpa Chöjé, dem Abt des Namgyal-Klosters, Thomtog Rinpoché sowie der jungen Wiedergeburt von Lhagyala Rinpoché empfangen.
An diesem Tag leitete Thomtog Rinpoché das Amitayus-Langlebigkeitsritual, das vom Fünften Dalai Lama verfasst wurde. Ihm zur Seite standen etwa 3.500 Teilnehmende. Zu seiner Rechten saß der Dorjé Löbpön, zu seiner Linken der ehemalige Dorjé Löbpön des Namgyal-Klosters.

Während einer bestimmten Phase des Rituals nahm Thomtog Rinpoché den Langlebenspfeil – mit farbiger Seide umwickelt und mit einem Spiegel geschmückt – und schwenkte ihn vor sich in der Luft, um das Sammeln positiver Verdienste zu symbolisieren. Anschließend übergab er ihn Seiner Heiligkeit, der dieselbe Geste wiederholte.
Drei Mönche brachten daraufhin eine große Schale mit Tsog-Darbringungen zu Seiner Heiligkeit. Er nahm einen Teil davon und aß ihn, bevor er seinen Finger in den gereichten Nektar tauchte und davon kostete.

Thomtog Rinpoché überreichte gemeinsam mit Vertreter:innen der Organisatoren Seiner Heiligkeit eine Mandala-Gabe, Darstellungen von Körper, Rede und Geist des Buddha, eine Langlebensvase, aus der Seine Heiligkeit einen Tropfen Nektar nahm, sowie einen Haufen von Langlebenspillen, von denen er eine zu sich nahm. Außerdem wurden ihm mehrere rituelle Kuchen in verschiedenen Farben, die mit Langlebensritualen verbunden sind, dargebracht. Anschließend folgten Tabletts mit Darstellungen der acht glückverheißenden Symbole, der sieben königlichen Embleme und der acht glückverheißenden Substanzen.
Der Ganden-Thronhalter, Jetsun Lobsang Dorjee, der Sharpa Chöjé, Jetsun Ngawang Jorden, sowie Vertreter:innen der Organisatoren überreichten jeweils gesondert drei Darstellungen von Körper, Rede und Geist des Buddha an Seine Heiligkeit. Währenddessen wurde das Gebet „Die Melodie des Nektar der Unsterblichkeit – Ein Gebet für das lange Leben Seiner Heiligkeit des 14. Dalai Lama, des höchsten Siegers und Allwissenden“, verfasst von Jamyang Khyentse Chökyi Lodrö, rezitiert.

Eine Prozession aus Mitgliedern der Dhanglob-Gemeinschaft, die sich bis zum hinteren Ende des Tempelhofs erstreckte, zog durch den Tempel und brachte Opfergaben wie Statuen, Schriften und andere Darbringungen dar. Den Abschluss der Reihe bildeten eine tibetische Flagge und ein älterer Mann in weißer Kleidung. Währenddessen wurde „Das Lied der Unsterblichkeit – Das umfassende Gebet für das lange Leben Seiner Heiligkeit des Dalai Lama“, verfasst von seinen beiden Lehrern, rezitiert.
Am hinteren Ende des Tempels sangen drei junge Männer ein zeitgenössisches Lied, das den Wunsch nach einem langen Leben Seiner Heiligkeit ausdrückte, begleitet von Dram-nyen und Gitarre.
Zum Abschluss wurde Seiner Heiligkeit eine Dankes-Mandala-Gabe dargebracht – als Ausdruck der Dankbarkeit dafür, dass er die Bitte angenommen hat, lange zu leben. Vertreter:innen der Organisatoren traten zum Thron, um seinen Segen, eine Kata und ein Schutzband zu empfangen.
Unter den abschließenden Gebeten befand sich das „Gebet für das Gedeihen des Dharma“, das in Atishas gesammelten Werken erscheint. Es heißt jedoch, dass er es im „Sutra vom Wesen des Mondes“ gefunden habe. Darauf folgten das „Gebet der Worte der Wahrheit“ sowie das bekannte Einvers-Gebet für das lange Leben Seiner Heiligkeit:
Im himmlischen Reich Tibet, umgeben von einer Kette schneebedeckter Berge,
die Quelle allen Glücks und aller Hilfe für fühlende Wesen,
ist Tenzin Gyatso – Chenrezig in Person –
möge sein Leben über Hunderte von Äonen sicher bestehen!










