Tantrische Universität Gyudmed, Hunsur, Karnataka, Indien - Heute Morgen, als sich die Mönche in der Versammlungshalle der Tantrischen Universität Gyudmed (Gyudmed Tantric University) versammelten, rezitierten sie das Namensmantra Seiner Heiligkeit des Dalai Lama: Om Ah Guru Vajradhara Bhattaraka Manjushri Vagindra Sumati Jnana Shasana Dhara Samudra Shri Bhadra Sarva Siddhi Hum Hum. Als Seine Heiligkeit die Halle betrat und auf den Thron zuging, begannen sie, den Migtsema-Vers rezitieren.
Die Zeremonie begann damit, dass der Abt, Geshe Ngawang Sangye, einen Seidenschal darbrachte, den er über dem Tisch vor dem Thron Seiner Heiligkeit entrollte, und dann Platz nahm. Der Rezitationsmeister leitete eine Rezitation des Lobpreises an Jetsun Sherab Senge.
Zu Beginn überreichten Vertreter der Universität Seiner Heiligkeit, den die Mönche als ihren Meister und Bewahrer der Lehr- und Praxistraditionen des Gyudmed Dratsang betrachten, eine Auszeichnung als Meister der Sutra- und Tantra-Tradition der Universität in Form eines flammenden Rades aus Gold und Silber. Dazu wurde folgende Widmung gesprochen:
„Seit der Wiedererrichtung dieses Klosters im Exil haben sich Eure Heiligkeit gütig um uns gekümmert. Sie haben nicht nur das Studium und die Praxis unseres traditionellen Lehrplans gefördert, sondern uns auch aufgefordert, uns besser mit der modernen Wissenschaft vertraut zu machen.
Eure Heiligkeit hat Unterweisungen über die drei großen tantrischen Gelukpa-Praktiken Guhyasamaja, Chakrasamvara Heruka und Yamantaka, die Vier Anmerkungen des Tantra, die Vier Achtsamkeiten und andere Themen gegeben. Wir sind nicht in der Lage, auch nur einen kleinen Teil eurer Freundlichkeit zurückzuzahlen. Sie haben uns auch tiefgründige zentrale Unterweisungen gegeben, die für die Tantrische Universität Gyudmed relevant sind. Ihre Fürsorge für uns ist vergleichbar mit der einer Mutter, die sich um ihren Sohn kümmert. Wir, die Mönche der Universität, überreichen Ihnen diese Auszeichnung als Anerkennung dafür, dass Ihr unser Meister seid.
Es folgte ein Vers, der in das Gebet der Klosterlinie aufgenommen werden soll und den Seine Heiligkeit auf Bitten des Klosters verfasst hat. Anschließend überreichte der Abt von Gyudmed Seiner Heiligkeit ein mit einem gekreuzten Vajra gekennzeichnetes Kissen. Es folgte eine Rezitation von Versen zum Lobpreis von Lama Tsongkhapa von Khedup Je mit dem Titel Der Glorreichste der drei Welten und danach der Lobpreis des Buddha – des unvergleichlichen Löwen der Shakyas.
Während die Verse des zweiten Dalai Lama, Gendun Gyatso, rezitiert wurden, wurden Tee und Reis verteilt, und dann wurde das Gebet gesprochen, in dem die Reihe der Manifestationen von Avalokiteshvara (Chenrezig) in Indien und Tibet angerufen wurde, darunter Könige, Gelehrte und Übersetzer und Drontönpa, Sachen Kunga Nyingpo, Sangye Gompa sowie Gedun Drup und die Linie der Dalai Lamas.
Eine lange Mandala-Opferung wurde durchgeführt, um Seine Heiligkeit den Dalai Lama um ein langes Leben zu bitten, gefolgt von einer Rezitation des Gebets für das lange Leben Seiner Heiligkeit durch seine beiden Tutoren. Eine Tsog-Opferung, Tsaru Ganachakra genannt, wurde nach dem tantrischen System Guhyasamaja gesegnet und im Rahmen des Guhyasamaja-Tantra dargebracht.
Anschließend wandte sich Seine Heiligkeit an die anwesenden Menschen:
„Da dieses Gebet für mein langes Leben hier an der Tantrischen Universität Gyudmed stattfindet, werde ich die mündliche Übertragung eines Verses, der in das Gebet aufgenommen werden soll, geben, so wie ich darum gebeten wurde.
Die vollständige Lehre des Buddha hat sich in Tibet verbreitet, eine Lehre, die ohne Unterbrechung in der Übertragung praktiziert wurde. Insbesondere die tantrischen Institutionen der Geluk-Tradition haben dies bewahrt.
Nachdem ich die Unterweisungen erhalten hatte, interessierte ich mich sehr für ein intensives Studium des Guhyasamaja-Tantra auf der Grundlage der Schriften von Lama Tsongkhapa.
In den tantrischen Universitäten von Gyutö und Gyudmed ist das Studium von Guhyasamaja Teil des Standardlehrplans, was dem Zweck dient, diese Tradition bis heute lebendig zu halten.
Ich wurde auch gebeten, die mündliche Übertragung eines Textes mit dem Titel Eine direkte Anleitung, wie man die fünf Stufen von Guhyasamaja in einer einzigen Sitzung praktiziert zu geben. Nach einer Verehrung des Lehrers des Guhyasamaja-Tantra und des eigenen Lamas, die untrennbar miteinander verbunden sind, und dem Versprechen, den Text zu verfassen, gibt der Autor zwei Hauptabschnitte der Unterweisung: 1. vorbereitende Praktiken und 2. die eigentliche Praxis.
Die vorbereitenden Praktiken bestehen aus zwei Teilen: Reinigung von Negativitäten, Karma und Hindernissen (für die eigentliche Praxis) durch Meditation sowie Rezitation des Vajrasattva-Sadhana sowie Ansammeln der förderlichen Bedingungen für das Sammeln positiver Faktoren durch Meditation über Guru-Yoga.
Heute schloss Seine Heiligkeit den Abschnitt 1a) ab. Er erklärte, wie man Negativitäten durch die Meditation über Vajrasattva und die Rezitation seines 100-silbigen Mantras reinigt. Der zweite Teil der vorbereitenden Übungen und der Rest des Textes wurden bei diesem Besuch im Kloster Gyudmed noch nicht behandelt.
Seine Heiligkeit betonte, wie wichtig es ist, über die Leerheit zu meditieren, die mit Bodhichitta durchdrungen ist: „Worüber auch immer ihr meditiert, ihr solltet euch dieses Objekt als leer von inhärenter Existenz vorstellen. Das schließt euch selbst und alles andere ein, eure Freunde und so weiter. Ihr solltet die mitfühlende, reine Intention haben, allen fühlenden Wesen zu helfen, Negativitäten zu reinigen, über Leerheit zu meditieren und euch mit der Praxis des Gottheiten-Yoga zu beschäftigen.
Wir rezitieren diese Sadhanas jeden Tag. Das Wichtigste ist, dass der Zweck der Sadhana-Praxis darin besteht, die Praxis in sich selbst zu integrieren. Mit anderen Worten, wir sollten jede Praxis, die wir ausüben, mit einem aufrichtigen Herzen tun. Wenn wir nicht ernsthaft darüber nachdenken, wie wir praktizieren, wird es nur zu einer weiteren Routine. Das ist alles, was ich sagen möchte.“
Die Worte Seiner Heiligkeit wurden mit Applaus beantwortet.
Es wurde ein Dankesmandala dargeboten, gefolgt von einem Gebet für ein langes Leben Seiner Heiligkeit in einem einzigen Vers:
Kraftvoller Avalokiteshvara, Tenzin Gyatso:
Quelle allen Nutzens und Glücks in dem von Schneebergen umgebenen Land,
mögest du bis zum Ende
des Daseins fortwährend unter uns verweilen.
Nach der Rezitation eines Lobpreises für Amitayus und dem Gebet für das Gedeihen der Lehre folgten schließlich die glücksverheißenden Verse aus dem Guhyasamaja-Tantra.